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Sport: Das Schattenduell

Leverkusen statt Las Vegas – Felix Sturm sah sich im falschen Boxring

Leverkusen Nach zwölf temporeichen Runden griff Felix Sturm noch im Boxring zum Hallenmikrofon und sprach zu den 3500 Zuschauern in Leverkusen: „Ich habe gezeigt, dass ich der kommende Mann bin.“ Der 25 Jahre alte Profiboxer hätte in dieser Nacht liebend gern eine Standleitung nach Las Vegas gehabt und sich dem dortigen Publikum auch mitgeteilt. In der Spielerstadt ging es wenige Stunden später um die Weltmeisterschaft in seiner Gewichtsklasse, dem Mittelgewicht. Und eigentlich hätte Felix Sturm dort um den Titel boxen sollen und nicht in seiner Heimatstadt Leverkusen gegen den Amerikaner Robert Frazier, dessen einzige Qualität seine Verwandtschaft mit Box-Legende Joe Frazier ist. Den Neffen des früheren Schwergewichtsweltmeisters schlug Felix Sturm einstimmig nach Punkten, doch der Titel und die vielen Millionen Dollar wurden in Las Vegas verteilt.

Fünf Stunden nach seinem Sieg blickte Sturm voller Wehmut nach Las Vegas, wo die Karriere eines großen Boxers auf den Brettern endete. US-Superstar Oscar de la Hoya (31 Jahre) unterlag dem acht Jahre älteren Bernard Hopkins nach technischem K. o. in der neunten Runde und verpasste damit den Mittelgewichts-Weltmeistertitel der Verbände WBC, WBA und IBF. Außerdem verlor de la Hoya seinen eigenen Gürtel der WBO. „Irgendwie tut es schon weh. Eigentlich hätte ich im Ring im MGM stehen müssen“, sagte der Deutsche mit bosnischen Wurzeln.

Vor dreieinhalb Monaten hatte Sturm de la Hoya einen großen Kampf geliefert, den er nach Meinung der Fachwelt und des Publikums eindeutig gewonnen hatte. Nur die drei amerikanischen Punktrichter sahen es anders. Sturm verlor seinen WM-Titel und musste gestern Nacht mitansehen, wie sich Hopkins auch den vierten WM-Gürtel über die Schulter legte. „Ein Fight gegen Hopkins wäre natürlich interessant“, sagte Sturm hinterher. Und sein Promoter und Manager, der Hamburger Klaus-Peter Kohl, forderte: „Felix muss jetzt gegen Hopkins kämpfen.“ Realistischer scheint allerdings ein WM-Kampf von Sturm gegen einen anderen Gegner.

Der 39 Jahre alte Hopkins kann nicht alle vier Gürtel verteidigen. Ob er einen oder zwei niederlegt oder welchen er als Nächsten verteidigt, ist derzeit ungewiss. Sicher ist aber, dass Felix Sturm gute Karten hat. „Felix ist die Nummer eins bei der WBO und liegt auch bei den anderen Verbänden in der Rangliste weit vorn. Er hat gegen de la Hoya gezeigt, dass er jeden Mittelgewichtler der Welt schlagen kann“, sagte Kohl. Hopkins selbst hatte vor dem Kampf gegen de la Hoya getönt: „Felix muss die Chance bekommen, gegen den Sieger um die Weltmeisterschaft zu boxen.“

Oscar de la Hoya kassierte für seinen wohl letzten Kampf eine Kampfbörse von rund 40 Millionen Dollar. Hopkins, der seit elf Jahren ungeschlagen ist, aber bei den Boxfans nie sonderlich beliebt war, strich zehn Millionen ein. Es war der dollarträchtigste Boxfight außerhalb des Schwergewichts. Auch deshalb war Sturms Verdruss zu verstehen. Tsp

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