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Sport: Das späte Glück

Dortmund besiegt Leverkusen dank Kehl 1:0

Die erstaunlichste Botschaft vorweg: Es gab tatsächlich einen Sieger, als der eindeutig beste Mann auf dem Platz, Schiedsrichter Markus Merk, die 22 500 Zuschauer von einem gruseligniveaulosen Fußballnachmittag erlöste. Auf der einen Seite jubelten die Spieler von Borussia Dortmund, die mit ihrem 1:0 (0:0)-Auswärtssieg in Leverkusen wieder das internationale Geschäft im Auge haben. Mittelfeldspieler Sebastian Kehl, der zwei Minuten vor dem Abpfiff einen Konter zum einzigen Treffer erfolgreich abgeschlossen hatte, konnte sein Glück kaum fassen. Auf der anderen Seite schlichen die Bayer-Profis vom Platz. Und wurden wegen ihrer desolaten Vorstellung gnadenlos ausgepfiffen.

„Einige Spieler können im Moment ihr Leistungspotenzial einfach nicht abrufen“, sagte Klaus Augenthaler. Der Leverkusener Trainer hatte nach dem schlechtesten Heimspiel der Saison sichtlich Mühe, die positiven Dinge herauszustellen. Mit ungewohnter Langatmigkeit rekapitulierte er die drei Chancen seines Teams in Halbzeit eins: Ein schöner Alleingang durch Krzynowek, der erst Metzelder und dann Brzenska aussteigen ließ, dann aber mit seinem schwächeren rechten Fuß vorbeischoss. Dann ein Freistoß durch den gleichen Spieler, der einen Meter am Pfosten vorbeistrich. Schließlich der Konter, den Woronin aus zwölf Metern am herausstürzenden Torwart Weidenfeller, aber auch am Tor vorbeischlenzte. „Da hätten wir in Führung gehen müssen“, sagte Augenthaler.

Was jedoch viele Zuschauer ärgerte, war das noch erbärmlichere Niveau der zweiten 45 Minuten, in denen der Gastgeber nicht eine Chance herausspielen konnte. Verunsicherung machte sich breit, sie befiel sogar Torwart Butt, der einen Abstoß in die Ränge schoss.

Die Fehlpässe reihten sich aneinander. Die Einwechslung Bierofkas, der zur Pause den völlig indisponierten Paul Freier ersetzte, machte sich genauso wenig bezahlt wie eine ungewöhnliche taktische Maßnahme: Mitte der zweiten Halbzeit nämlich beorderte Augenthaler in seiner Verzweiflung den erst 17-jährigen rechten Außenverteidiger Gonzalo Castro ins offensive Mittelfeld, der kleine Spanier tauschte mit Nationalspieler Schneider, der sich hinterher selbstkritisch einen schwachen Auftritt bescheinigte. Rund 20 Minute vor Spielende hatten die Zuschauer dann genug; einige drehten sich nun mit dem Rücken zum Rasen, einige skandierten: „Außer Castro könnt ihr alle gehen.“ Castro wirkte in der Tat als einziger Leverkusener wenigstens motiviert.

Ausgerechnet er ermöglichte aber am Ende den Dortmunder Sieg, als er einen Fehlpass auf Gambino schlug. Der flankte steil auf den blitzschnellen Smolarek, der wiederum beide verbliebenen Abwehrspieler, Ramelow und Juan, auf sich zog und den freistehenden Kehl bediente. Dessen Treffer war der einzige Torschuss in der zweiten Halbzeit. Bert van Marwijk, der Dortmunder Trainer, attestierte seinem Team danach, „organisatorisch und taktisch“ gut gespielt zu haben. Nur in der ersten Halbzeit sei man „zu unruhig“ gewesen. Unruhige Wochen liegen nun auch vor Bayer. Mit vier Punkten Abstand auf Platz fünf ist eine Uefa-Cup-Teilnahme fast verspielt.

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