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Sport: Das Spiel danach

Hertha BSC lässt sich von Verdächtigungen gegen drei Spieler nicht beirren – 0:0 gegen den FC Bayern

Berlin - Dieter Hoeneß rang nach dem Schlusspfiff sichtlich um Worte. Wer den Manager von Hertha BSC kennt, weiß, dass das selten vorkommt. Hoeneß ist lange im Fußballgeschäft, er kennt so ziemlich jede Situation und Facette. „Das war heute kein normales Spiel“, sagte er nach dem Bundesligaspiel im mit 74 500 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion zwischen Hertha BSC und dem FC Bayern München. Das Spiel selbst endete 0:0, das Vorspiel aber, der Wettskandal, hatte die Berliner wie keinen anderen Bundesligisten im Kern getroffen. Drei Spieler sahen sich genötigt, eidesstattliche Erklärungen abzugeben, dass sie nicht in den Wettskandal verwickelt sind. „Nach den Vorkommnissen der letzten 24 Stunden müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein. Unsere Spieler haben die Belastungen abgestreift. Kompliment dafür.“

Ein wenig Erleichterung war auch Falko Götz anzusehen. „Zumindest während der 90 Minuten war nur der Fußball interessant“, sagte der Trainer von Hertha BSC. Mit einer mutigen, sehr offensiven Ausrichtung wollte er seinen Spielern wohl zusätzlich Selbstvertrauen verleihen. Gegen den Tabellenführer aus München hatte Götz anstelle der üblichen Vierer- nur eine Dreier-Abwehrkette aufgeboten, dafür eine Überzahl im Mittelfeld hergestellt. Diese taktische Variante ging zunächst auf. In der Defensive standen Arne Friedrich, Dick van Burik und Josip Simunic sicher, und vorn entwickelte Hertha 20 Minuten lang viel Druck.

Die Berliner „haben uns vor Probleme gestellt“, sagte Bayerns Trainer Felix Magath. Diese Phase habe seine Mannschaft „glücklich überstanden“. Dabei wird Magath an eine Szene in der achte Minute gedacht haben, als Herthas Brasilianer Gilberto ein Tor erzielte, dem Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer wegen Abseitsstellung die Anerkennung verweigerte. „Ich vertraue darauf, dass die Schiedsrichter richtig entschieden haben“, sagte Magath und schmunzelte kurz. Götz fand das weniger lustig, sprach lieber von „einem Versäumnis“ seiner Mannschaft, in dieser Phase nicht in Führung gegangen zu sein. „Gegen die Bayern kriegst du nicht viele Chancen, da muss du eine der wenigen halt nutzen.“ Angesprochen fühlen durfte sich auch der emsige Nando Rafael, der zweimal vor Oliver Kahn stolperte.

Die Bayern, bei denen Michael Ballack nach einer Gelbsperre wieder dabei war, hätten durch Roy Makaay und später durch den für Claudio Pizarro eingewechselten Paolo Guerrero ihrerseits in Führung gehen können. Die beste Chance der Münchner aber vereitelte Herthas Torwart Christian Fiedler, als er einen Weitschuss von Owen Hargreaves zehn Minuten vor dem Abpfiff an den Pfosten lenkte. Viele echte Torchancen gab es nicht zu sehen, nach dem Spielende pfiffen die Zuschauer. „Es gab zu viele Fouls und Unterbrechungen. Deshalb kam kein Spielfluss zu Stande“, sagte Torwart Fiedler hinterher, und sein Gegenüber Oliver Kahn bemerkte: „Das war spielerisch etwas dünn.“

Magath äußerte sogar Verständnis für die Reaktion der Zuschauer. „Ich kann sie verstehen, aber für beide Mannschaften stand viel auf dem Spiel“, sagte Magath, der im nächsten Spiel gegen Leverkusen auf Mehmet Scholl verzichten muss, der sich am Knie verletzte. „Wir haben hier in Berlin einen Punkt gewonnen“, sagte Magath, ehe er den Mannschaftsbus bestieg.

Die Münchner sind seit acht, die Berliner sogar seit neun Spielen unbesiegt. Dennoch wird auch Falko Götz am kommenden Wochenende im Spiel beim FSV Mainz auf einen wichtigen Spieler verzichten müssen. Marcelinho handelte sich seine fünfte Gelbe Karte ein. „Aus dem Spiel heute ziehen wir Zuversicht“, sagte Götz. Woraus auch sonst, angesichts der Vorkommnisse im Umfeld?

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