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Ungewollter Geldregen. Joseph Blatter wird von einem Komiker mit Dollarnoten beworfen.

© AFP/Coffrini

Das Sportjahr 2015 im Rückblick: Geldregen für Blatter, Kampf gegen RB Leipzig und Hertha im Höhenflug

Das waren unsere bewegendsten Geschichten des Sportjahres - hier nochmal im Original zum Nachlesen.

Januar

Über mehrere Jahre schrieb unser Wintersport-Reporter Benedikt Voigt, warum es bei der Vierschanzentournee einfach nicht für den Sieg eines deutschen Springers reichte. Doch nach zwölf Jahren war es am 4. Januar in Innsbruck war es so weit. Richard Freitag gewann, als Erlöser aus dem Erzgebirge. Das Sportjahr ging traurig weiter. Junior Malanda, 20 Jahre alt, belgischer Nationalspieler und Fußballprofi beim VfL Wolfsburg, kam bei einem Autounfall ums Leben. Unser Mitarbeiter Christian Otto erlebte in diesen Tagen einen schockierten Verein mit fassungslosen Fans. Während weiter über die Fußball-WM 2022 in Katar gestritten wurde, fand im Emirat die Handball-Weltmeisterschaft statt. Katar will unbedingt eine Großmacht im Weltsport werden, so erlebte es Christoph Dach. Im Viertelfinale besiegte eine zusammengekaufte katarische Mannschaft das deutsche Team und scheiterte erst im Finale an Frankreich.

Februar

Udo Lattek, einer der erfolgreichsten deutschen Fußballtrainer, starb am 1. Februar, drei Wochen nachdem er 80 Jahre alt geworden war. Zum Geburtstag hatte ihn unser Redakteur Helmut Schümann, der viele Jahre in München über den FC Bayern schrieb, in einem gefühlvollen Text gewürdigt. Die Rückrunde der Fußball-Bundesliga begann für Hertha - derzeit kaum vorstellbar - denkbar schlecht. Trainer Jos Luhukay musste gehen, unsere Hertha-Reporter Stefan Hermanns, Michael Rosentritt und Christoph Dach verabschiedeten ihn und sahen den nächsten Trainer kommen: Pal Dardai. Am anderen Ende der Stadt schärfte der 1. FC Union sein Profil, in dem sich seine Fans wie in kaum einen anderen Klub vom aufstrebenden RB Leipzig abgrenzten und auf das Spiel am 1. März An Der Alten Försterei mit einigen Aktionen vorbereiten. Dominik Bardow und Sebastian Stier baten einen Fan des 1. FC Union und einen aus Leipzig zum Streitgespräch an einen Tisch.

März

Er warf Deutschland 1993 zum EM-Titel im Basketball und starb mit nur 51 Jahren: Chris Welp. Benedikt Voigt erinnerte in seinem Nachruf an einen der besten deutschen Basketballer überhaupt. Der Deutsche Olympische Sportbund musste sich entscheiden, ob er sich mit Berlin oder Hamburg um die Olympischen Sommerspiele 2024 bewirbt. Friedhard Teuffel sah ein umkämpftes Duell, das viel über den deutschen Sport aussagt. Hamburg gewann den nationalen Vorausscheid, was am Ende auch nichts genützt hat. Ende März richteten die BR Volleys in der Max-Schmeling-Halle erstmals das Final Four der Champions League aus und fühlten sich nach dem Erreichen von Platz drei, selbst ein bisschen wie ein Champions-League-Sieger, wie Dominik Bardow schrieb.

April

Tiger Woods? War gestern. Jordan Spieth heißt der neue Wunderspieler im Golf, spätestens seit seinem Sieg beim Masters im Augusta, von dem Petra Himmel berichtete. Noch ein Klassiker faszinierte die Sportinteressierten in Deutschland, die "Hölle des Nordens", das Radrennen Paris-Roubaix mit dem Sieger John Degenkolb. Ein Abschied beschäftigte die Bundesliga und brachte das Trainerkarussell zum Rotieren: Jürgen Klopp kündigte an, Borussia Dortmund zu verlassen, Sven Goldmann und Felix Meininghaus schrieben über das Ende einer Ära.

Mai bis August: Das Champions-League-Finale in Berlin und der teuerste Boxkampf der Geschichte

Mai

Da der FC Bayern schon Ende April den Meistertitel holte und das Champions-League-Finale erst Anfang Juni stattfand, gab es nur ein großes Fußballfinale im Mai: Das DFB-Pokal-Endspiel in Berlin, das letzte Spiel von Klopp mit Borussia Dortmund. Unser Reporter Sven Goldmann sprach mit Norbert Dickel darüber, was ein Legendenstatus beim BVB bedeutet.  Ein Endspiel hätte es auch für Joseph Blatter Ende Mai werden können, doch der Fifa-Präsident wurde wiedergewählt, obwohl zuvor sieben Funktionäre verhaftet worden waren. Unsere Autoren Dominik Bardow und Johannes Nedo haben sich in Blatters Heimat Visp umgesehen, woher seine Macht rührt, und sich gefragt, ob ein Weltfußball ohne Fifa möglich wäre. 400 Millionen Euro betrug die Börse im bisher teuersten Boxkampf der Geschichte zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao, aber Michael Rosentritt fragte, ob das wirklich der Boxkampf des Jahrhunderts war.

Da wollte einer doch tatsächlich den schnellsten Mann der Welt überholen. Doch der Versuch des chinesischen Kameramanns endete mit einem Crash.
Da wollte einer doch tatsächlich den schnellsten Mann der Welt überholen. Doch der Versuch des chinesischen Kameramanns endete mit einem Crash.

© Reuters

Juni

Eine Woche nach dem DFB-Pokalfinale stand in Berlin schon das Endspiel in der Champions League an. Unsere Redakteure Stefan Hermanns und Friedhard Teuffel stellten dazu zwei Spielmacher vor, Andrea Pirlo von Juventus Turin, den letzten Flaneur in seinem letzten großen Spiel, und Klaus Hempel, der erstmals erzählte, wie er das Milliardenspiel Champions League erfunden hat. Im Juni übernahmen dann die deutschen Fußballerinnen die Bühne bei der WM in Kanada, unser Essayist Claus Vetter fragte sich dabei, warum sie nur in der Gender-Falle stecken.

Juli

Novak Djokovic hat 2015 alle vier Grand-Slam-Finals erreicht und dreimal triumphiert, auch in Wimbledon. Unsere Redakteur Jörg Leopold blickte vor Ort inter die Kulissen des englischen Tennis-Mythos. Im Juli verstarb leider auch der französische Rennfahrer Jules Bianchi. Christian Hönicke hat mit Formel-1-Legende Jackie Stewart über das Tabu-Thema Tod im Motorsport gesprochen.  Peking erhielt den Zuschlag für die Winterspiele 2022, Benedikt Voigt hatte sich auf den Pisten in China umgesehen. Und Johannes Nedo fragte sich in seinem Essay, warum wir Selbstbetrüger uns immer noch die Tour de France ansehen.

August

Von Ende Juli bis Anfang August waren erstmals jüdische Sportler aus der ganzen Welt in Berlin zu Gast. Martin Einsiedler war am Olympiastadion bei der Makkabiade, bei der es um viel mehr ging als Sport und fragte sich, ob sich die Spiele dennoch neu erfinden müssen. Im August startete auch schon wieder die neue Bundesliga-Saison, wir haben vorab Hellseher nach ihren Prognosen gefragt. Hier können Sie nachlesen, ob sie richtig lagen. Unser Reporter Lars Spannagel ging bei der Leichtathletik-WM in Peking der Frage nach, warum Weltmeister Usain Bolt eigentlich so verdammt schnell ist.

September bis Dezember: Dirk Nowitzki in Berlin und Sprachhilfe für Jürgen Klopp in Liverpool

September:

Ein großer Junge und zugleich alter Knabe wollte bei der Basketball-Europameisterschaft zeigen, dass er es noch kann, wie Johannes Nedo und Lars Spannagel in ihrem Seite-3-Artikel aufschrieben. Es klappte nicht ganz. Dirk Nowitzki und die deutsche Nationalmannschaft schieden in der Gruppenphase aus. Ein Ausscheiden in der Gruppenphase kannte DFB-Sportdirektor Hans-Dieter Flick zumindest nicht in seiner Zeit als Co-Trainer der Nationalmannschaft. Inzwischen ist er DFB-Sportdirektor und hat, wie er im Gespräch mit Michael Rosentritt und Stefan Hermanns deutlich machte, eine genaue Vorstellung davon, wie man den Nachwuchs trimmt und wie man einen echten Stürmer kreiert. Das sportliche Highlight für den Tagesspiegel Ende September war der Berlin-Marathon. Friedhard Teuffel traf sich vor dem Rennen mit Alessandro Zanardi und sprach mit dem 2001 in Deutschland schwer verunglückten ehemaligen Formel-1-Fahrer über seine Rückkehr nach Berlin und ungebrochenen Optimismus. Den Lauf gewann der Kenianer Eliud Kipchoge - mit heraushängenden Innensohlen.

Oktober:

Trainer Jürgen Klopp liebäugelte ja immer schon mit einem Trainerjob in England. Anfang Oktober war es dann soweit, der FC Liverpool gab die Verpflichtung von Klopp bekannt. Dort sprechen die Leute Scouse, einen gewöhnungsbedürftigen englischen Dialekt. Unser englischer Autor Kit Holden gab Klopp einen Sprach-Crashkurs. Im Oktober war auch die Qualifikation zur Fußball-EM in vollem Gange. Stefan Hermanns und Lars Spannagel haben sich gefragt, ob eine aufgeblähte EM in Frankreich mit 24 Mannschaften nicht etwas zu viel ist. Der eine hat Argumente dafür, der andere Argumente dagegen gesammelt. Fifa-Präsident Joseph Blatter wurde im Oktober zusammen mit Michel Platini von allen Tätigkeiten im Fußball suspendiert. Dass der Mann das nicht so einfach hinnehmen wollte, erklärte dessen Berater Klaus J. Stöhlker im Interview mit Dominik Bardow.

Neues Leben im Olympiastadion. Pal Dardai hat Hertha wieder nach oben geführt.
Neues Leben im Olympiastadion. Pal Dardai hat Hertha wieder nach oben geführt.

© iIago/Sebastian Wells

November

Selbst für jene, die ihm gut gewogen sind, war Franz Beckenbauer spätestens im November mittendrin in der Affäre um das Sommermärchen. Er soll wenige Tage vor Beginn der WM 2006 einen dubiosen Vertragsentwurf mit der sehr dubiosen Figur Jack Warner unterschrieben haben. Und plötzlich war von der Lichtgestalt nicht mehr viel zu sehen. Sven Goldmann hat in einem Seite-Drei-Artikel über den deutschen Überfußballer und dessen Verfehlungen geschrieben. Die Terroranschläge in Paris trafen auch den Fußball, war doch auch das Stade de France in Paris Anschlagsort. Mentaltrainer Steffen Kirchner sprach mit Christian Hönicke über Möglichkeiten des Verarbeitens der Ereignisse von Paris. Hamburg hatte Großes vor. Zumindest Politik und Medien sahen die Bewerbung um die Olympischen Sommerspieler 2024 als große Chance für die nachhaltige Stadtentwicklung. Die Bevölkerung sah es letztlich anders. Friedhard Teuffel ging vor der Abstimmung der Frage nach, wie die Chancen auf Olympische Spiele in Hamburg stehen. Als die Chancen vergeben wurden, meinte Christian Hönicke, dass die Entscheidung gegen Olympische Spiele in Hamburg auch eine Niederlage für Deutschland war.

Dezember

In diesem Monat gab der Fußball-Workaholic Pep Guardiola seinen Abschied vom FC Bayern München bekannt- Sven Goldmann hat sich nicht nur mit dem Spanier, sondern auch mit seinem Nachfolger, dem Italiener Carlo Ancelotti beschäftigt und die beiden miteinander verglichen. In Berlin hoffen sie nicht, dass sie sich bald einen neuen Trainer suchen müssen. Mit Pal Dardai steht Hertha BSC so gut da wie schon lange nicht mehr. Stefan Hermanns und Michael Rosentritt haben sich mit ihm über Herthas Aufschwung unterhalten. Es ist schon eine Weile her, dass ein Deutscher die Vierschanzentournee gewonnen hat. Vielleicht sollten Severin Freund und Co. einfach lesen, was die Tourneesieger Jens Weißflog, Dieter Thoma und Sven Hannawald Johannes Nedo erzählt haben.

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