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Der den Weißrussen wendet. Andreas Tölzer interessierte sich nach dem Sieg im Kampf um Platz drei nicht für die Farbe der Medaille. Foto: AFP

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Sport: Das Umdreher-Patent

Der Franzose Teddy Riner gewinnt unter dem Applaus vieler Landsleute Gold im JUDO – auch ein Deutscher darf jubeln: Andreas Tölzer holt Bronze dank einer bekannten Methode.

135 Kilogramm fangen an zu hüpfen, denn der viel schwerere Druck ist weg, er hat sich in Luft aufgelöst. Teddy Riner, der fünfmalige Schwergewichtsweltmeister im Judo, hat seine olympische Goldmedaille gewonnen. Die Halle feiert den Franzosen mit „Teddy, Teddy“-Rufen und am Ende bleibt nur eine Frage: Ist das hier wirklich London?

Teddy Riner hat die letzte und schwerste Judokonkurrenz dieser Olympischen Spiele mit einer volksheldenartigen Sympathie gewonnen. Die Farben in der Halle im Excel-Messezentrum sind zwar die gleichen wie im Union Jack, blau und weiß und rot, aber es sind französische Fahnen, die wie wild gewedelt werden. Und dazu rufen hunderte von Zuschauern „Teddy, Teddy“.

Als der Sieg feststeht, macht sich Riner auf zu einer Ehrenrunde, wie man sie sonst nur aus der Leichtathletik kennt. Unzählige Hände strecken sich dem 2,04 Meter großen Athleten mit dem lustigen Girlandenzickzackmuster in den Haaren entgegen. Er klatscht sie alle ab und lässt sich von so vielen Menschen auch noch knuddeln. Bei der Nationalhymne singt die halbe Halle die Marseillaise.

Der erst 23 Jahre alte Riner gehört zu den beliebtesten Sportlern Frankreichs, deshalb sind so viele Landsleute in die Excel-Arena von London zu ihm gekommen. „Es war harte Arbeit. Ich kann mich an Trainingseinheiten erinnern, in denen ich drei, vier verschiedene Gegner hatte. Es war sehr schwierig, aber die Arbeit ist erledigt“, sagt Teddy Riner im Anschluss, fast ein wenig zu ernst nach seiner Runde des Strahlens.

Das Finale gegen den Russen Alexander Michailin hat er ohne großen Wurf gewonnen, doch er war der engagiertere Kämpfer, der eher mal eine Technik anzusetzen versuchte. Zur Wiederholung der vergangenen WM-Finals ist es in London nicht gekommen, weil Andreas Tölzer aus Mönchengladbach im Halbfinale gegen Michailin unterlag. Aber auch Tölzer beendete den Wettbewerb mit einem Strahlen. Denn im Kampf um Bronze zeigte sich, dass es gut ist, sein eigenes Patent zu haben. Tölzer verfügt über eine Spezialtechnik, die nach ihm benannt ist, und mit seinem „Tölzer Umdreher“ wendete er den Weißrussen Igor Makarow vom Bauch auf den Rücken und hielt ihn dort die erforderlichen 25 Sekunden fest. Seinen Bundestrainer Detlef Ultsch in die Luft zu werfen, schien danach ein Leichtes für Tölzer zu sein.

Es sei sein bisher wichtigster Tölzer Umdreher gewesen, sagte er. „Ich hätte natürlich gerne mein Halbfinale gewonnen, aber ich habe endlich meine Olympiamedaille. Die Farbe ist vielleicht gar nicht so wichtig.“

Tölzer hätte allerdings gerne noch Teddy Riner gefordert. „Ich hatte mir einen Plan gemacht, um ihn zu besiegen, doch den konnte ich heute nicht offenbaren.“ Aber der 32-Jährige möchte seine Karriere mit der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Rio de Janeiro fortsetzen. Was sein Siegesplan gegen Teddy Riner ist, hat Andreas Tölzer daher am Freitag auch noch nicht verraten.

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