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Sport: Das unbeherrschte Unentschieden

Beim 0:0 gegen Stuttgart verliert Hertha BSC Stürmer Rafael – und gewinnt wieder nur einen Punkt

Berlin - Seit gestern ist die Historie von Hertha BSC um einen Titel reicher. Der Berliner Fußball-Bundesligist darf sich nach dem fünften Spieltag Rekordhalter nennen. Es ist ein wenig schmeichelhafter Rekord. Das 0:0 gegen den VfB Stuttgart vor 45 000 Zuschauern im Olympiastadion war das fünfte Unentschieden in Folge von Saisonauftakt an. Dieses Kunststück brachten bisher nur der 1. FC Köln (1991/92) und Fortuna Düsseldorf (1995/96) fertig.

Und doch war das 0:0 ein kleiner Sieg für Hertha. „Wir haben eine Riesen-Moral gezeigt und uns das Unentschieden in Unterzahl gegen eine spielstarke Mannschaft erkämpft“, sagte Stürmer Fredi Bobic nach dem Spiel. Zum Ende der ersten Halbzeit war die Stimmung noch schlechter. Rot-weiße Hütchen flogen über die blaue Laufbahn, und das war kein Halbzeitspaß, denn es waren noch zwei Minuten im ersten Abschnitt zu spielen. Doch Nando Rafael konnte sich nicht beherrschen und drosch zwei Kegel weg – aus Frust oder Wut. Vorweg gegangen war ebenfalls eine unbeherrschte Aktion des Berliners. Nachdem der Stürmer den Ball mit der Hand gespielt und ihn nach dem folgerichtigen Pfiff wutentbrannt in Richtung Tribüne gedroschen hatte, verwarnte ihn Schiedsrichter Jansen völlig zu Recht. Da Rafael schon in der 24. Minute eine Gelbe Karte für ein – allerdings zweifelhaftes – Foulspiel gesehen hatte, bedeutete die zweite Gelbe Karte Platzverweis. „Das war von Nando undiszipliniert, aber ich ärgere mich mehr über seine erste Gelbe Karte“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. Dem Schiedsrichter habe heute „das Maß gefehlt, wann man eine Karte gibt und wann nicht“.

Auch Stuttgarts Trainer Matthias Sammer war mit einigen Entscheidungen des Schiedsrichters nicht einverstanden. Sammer bezog sich auf ein Tor seines Mittelfeldspielers Silvio Meißners (57.). Der hatte zwar den Ball vorher gegen den Arm bekommen, aber das unabsichtlich. Jansen gab den Treffer nicht, er unterstellte Meißner Absicht und verwarnte ihn. „Der Meißner ist doch nicht so bekloppt, sein eigenes Tor mit der Hand aufzuhalten“, sagte Sammer. „Das war ein natürlicher Bewegungsablauf und nie und nimmer absichtliches Handspiel.“

Der Rest des Fußballabends ist schnell erzählt. Es fehlten die eigentlichen Aufreger, also Torszenen. Hertha hatte – wohlwollend gerechnet – drei Gelegenheiten. Zwei vergab Rafael, eine Spielmacher Marcelinho zu Beginn der zweiten Hälfte. Kurz darauf musste er ausgewechselt werden. Er war mit seinem Landsmann Gilberto so unglücklich zusammengestoßen, dass er einen Riss im Augenwinkel erlitt, der getackert wurde.

Der Tabellenzweite aus Stuttgart, der ohne den verletzten Nationalstürmer Kevin Kuranyi angereist war, hatte durch dessen Partner Cacau zwei bessere Torchancen. Einmal parierte Torwart Christian Fiedler großartig, beim zweiten Mal sprang Cacaus Kopfballaufsetzer knapp über die Latte. Den Stuttgartern war die Belastung Uefa-Cup unter der Woche anzumerken. „Uns hat die Frische und Spritzigkeit gefehlt, um in entscheidenden Situationen Entscheidendes zu machen“, sagte Trainer Sammer. Und sein Kollege Götz ergänzte: „Wir wollten mit hohem Aufwand das Spiel gestalten und gewinnen. Aber die Gelb-Rote Karte ist uns dazwischen gekommen, so dass wir am Ende zufrieden sein müssen.“

Die kommenden drei Pflichtspiele wird Hertha BSC in der Fremde bestreiten. Am Mittwoch spielen die Berliner im DFB-Pokal in Braunschweig, dann geht es am Sonntag in Hamburg und eine Woche später in Kaiserslautern um Bundesligapunkte. Erst danach wird man wissen, welche Richtung der neue Remis-Rekordhalter in dieser Saison einschlagen wird. Düsseldorf und Köln verloren einst jeweils ihr sechstes Bundesligaspiel.

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