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Sport: Das Unternehmen verzichtet im Tauschhandel mit Hertha vorerst auf viel Geld

Dieter Hoeneß sah ein bisschen staatstragend aus, als er seine Nebelkerzen warf. Er richtete den Blick in die Ferne, die Stimme hatte etwas Erhabenes, und Hoeneß sagte: "Es ist noch gar nichts entschieden.

Dieter Hoeneß sah ein bisschen staatstragend aus, als er seine Nebelkerzen warf. Er richtete den Blick in die Ferne, die Stimme hatte etwas Erhabenes, und Hoeneß sagte: "Es ist noch gar nichts entschieden. Wir sind auf dem Verhandlungsweg ein gutes Stück voran gekommen." Das ist ja nicht gelogen. Nicht im eigentlichen Sinne jedenfalls. Noch fehlen die Unterschriften unter den Vertrag, noch hat der Aufsichtsrat nicht zugestimmt, aber trotzdem ist schon alles klar: Die Ufa, die die Vermarktungsrechte an Hertha BSC besitzt, verzichtet auf viel Geld. Vorerst. 40 Prozent aller Werbeeinnahmen fließen bisher aufs Konto der Rechte-Verwertungsgesellschaft, das ist doppelt so viel wie sonst üblich in der Bundesliga, aber der Preis dafür, dass die Hamburger Hertha 1994 vor dem Konkurs bewahrt hatten. Dem Hertha-Präsidium ist das seit längerem zu viel. Der Fußball-Bundesligist Hertha soll sich im Europapokal festsetzen, dafür braucht man teure Spieler und mithin viel Geld. Also wurde seit längerem verhandelt, und jetzt sind sich die Partner einig geworden. Im neuen Vertrag - gültig bis 2009 - erhält die Ufa nur noch 20 Prozent aller Werbeeinnahmen. Der alte Kontrakt war bis 2003 datiert, die Ufa hätte ihn aber einseitig bis 2009 verlängern können.

Nun ist die Ufa allerdings keine Außenstelle des Hamburger Sozialamts, in dem Unternehmen sitzen hart rechnende Betriebswirtschaftler, und die schenken natürlich nichts her. Hertha muss auch geben. Nach Informationen des Tagesspiegels darf die Ufa als Gegenleistung für ihren Verzicht auf 20 Prozent Provision bei einer dezentralen Fernsehvermarktung zuerst mit Hertha um den Kauf der Rechte verhandeln. Möglicherweise ist sie sogar der einzige Verhandlungspartner bei diesem potenziellen Millionengeschäft. Allerdings gibt es in der Bundesliga derzeit die Zentralvermarktung. Die wurde 1998 vom Gesetzgeber bestätigt, und auch Bayern München und Bayer Leverkusen haben ihren Widerstand gegen die Zentralvermarktung aufgegeben. Die Klubs wollten zwar dagegen klagen, haben diese Drohung aber zurückgenommen. Noch völlig unklar ist die Vermarktung im Ausland und im Internet. In diesen Punkten haben sich die Vereine ausdrücklich nicht mit einer Zentralvermarktung einverstanden erklärt, dort wollen sie eine lukrative Einzelvermarktung. Ein Millionengeschäft. Die Verwertungsrechte für die Bundesliga liegen derzeit bei der Agentur ISPR, die auch die Bundesliga-Partien ins Ausland verkauft. ISPR, die die Rechte für 180 Millionen Mark pro Saison vom Deutschen Fußball-Bund gekauft hat, besitzt auch die Internet-Rechte. Der Vertrag mit ISPR läuft zum Saisonende aus, und vor allem die Großvereine wollen ihre Partien beziehungsweise ihren Klub im Ausland selbst vermarkten.

Auf jeden Fall erhält Hertha durch den neuen Ufa-Vertrag mehr Geld. Und der Klub kann es gebrauchen. "Es ist ja nicht so", sagt Manager Dieter Hoeneß, "dass wir im Geld schwimmen." Hertha kassiert zwar durch die Champions-League-Vorrunde rund sieben Millionen Mark. Und wenn das Team in die Zwischenrunde einziehen sollte, weitere zehn Millionen. Doch das, sagt Hoeneß, "sind Gelder, mit denen wir unsere Investitionen der letzten beiden Jahre refinanzieren. Diese Jahre haben wir ja fremdfinanziert." Für die letzte Saison stellte die Ufa Hertha ein 15-Millionen-Mark-Darlehen zur Verfügung. Ohne einen Teil dieser Mittel hätten die Berliner vor dieser Saison nicht für 19 Millionen Mark neue Spieler kaufen können. Doch selbst wenn das Team in die Zwischenrunde kommen sollte, "sind die Ausgaben nicht komplett refinanziert", sagt Hoeneß. Immerhin: Auch wenn Hertha nur Gruppendritter wird und damit in den Uefa-Cup rutscht, kann man, sagt Hoeneß, noch gut Kasse machen. "Jedenfalls bei einem attraktiven Gegner."

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