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Sport: Das wäre ja gelacht

Hertha präsentiert seine Neuen, und die Verantwortlichen sind überzeugt davon, dass sich in der Mannschaft eine neue Mentalität breit macht

Berlin. Die Ansprüche an die drei neuen Spieler von Hertha BSC gibt es jetzt blau auf weiß. Niko Kovac wird die Rückennummer 5, Fredi Bobic die 13 und Artur Wichniarek die 11 tragen. Sollten zumindest die beiden Stürmer Bobic und Wichniarek in der neuen Bundesligasaison so viele Tore für ihren neuen Verein erzielen, käme das den allgemeinen Erwartungen ziemlich nahe. Fredi Bobic hatte in der vergangenen Spielzeit 14 Tore für Hannover 96 erzielt, Artur Wichniarek für Arminia Bielefeld zwölf. Auf der Mitgliederversammlung vor einigen Wochen hatte Manager Dieter Hoeneß bewusst mit solchen Zahlen gespielt, als er sagte: „Wir haben 26 Bundesligatore eingekauft. Ich hoffe, dass sie bei uns ähnlich erfolgreich sind.“

Die Ansprüche an die Neuverpflichtungen lassen sich aber nicht nur in Zahlen pressen. Hoeneß verlangt mehr. Natürlich wolle man mit den beiden Stürmern Bobic und Wichniarek die Durchschlagskraft in der Offensive erhöhen, doch vorrangig verspricht sich der Manager von den Neuen eine Veränderung der Mentalität der Mannschaft. „In der Vergangenheit sind wir zu brav gewesen, bestimmte Ziele zu erreichen. Die Neuverpflichtungen sind für uns kalkulierbar, sie sind sportlich wie persönlich absolut verlässlich.“

Eine Führungsfigur im Gebilde Hertha BSC soll Fredi Bobic abgeben. Der reanimierte Nationalspieler, der im Oktober 32 Jahre alt wird, soll der Mannschaft nach dem Weggang zentraler Spieler wie Preetz, Beinlich und Sverrisson Gesicht und Stimme verleihen. „Ich bin mir bewusst, dass von mir viel verlangt wird“, sagt Bobic, „aber meine Rolle wird sich im Laufe der Saison definieren. Bis jetzt weiß ich nur, dass ich zu einer unheimlich unproblematischen Truppe gestoßen bin.“

Ähnlich äußert sich auch Niko Kovac, der nach sieben Jahren in seine Heimat zurückkehrt. Eigentlich habe er nicht damit gerechnet, noch einmal für Hertha zu spielen, aber die Perspektive sei verlockend. „Hertha hat sich entwickelt, wir Neuen werden die Mannschaft ergänzen und verstärken.“ Alles ganz unproblematisch. Was sollen die neuen Spieler auch sagen? Kovac hatte in der jüngeren Vergangenheit so seine Erfahrungen mit dem Gegenteil erlebt. Bei den Bayern spielte er zwei Jahre lang eine zu vernachlässigende Rolle. In Berlin soll er wieder die große Nummer werden, die er zwischenzeitlich beim Hamburger SV spielte. „Ich will noch einmal das Kribbeln im Bauch erleben“, sagt Kovac. Im Herbst wird auch er 32 Jahre alt.

„Es geht nicht darum, künstlich ein Reizklima zu erzeugen, sondern darum, dass uns die Spieler mit ihren Erfahrungen und mit ihrer Art weiterbringen“, sagt Hoeneß. Hellseherei bedarf es nicht, um zu behaupten, dass Kovac, Bobic und Wichniarek sich unter normalen Umständen in den Stamm der Mannschaft spielen werden. Schließlich zielen die personellen Veränderungen auch ab auf eine veränderte Spielweise. So zumindest äußert sich Huub Stevens. „Klar, mit diesen drei Spielern können wir anders spielen“, sagt der niederländische Trainer. Wie anders aber, sagt er nicht. „Wir sind variabler geworden.“ Aber auch besser?

Hoeneß will mit Hertha unter die ersten Fünf der Liga kommen, im DFB-Pokal deutlich besser abschneiden und im Uefa-Cup mindestens die vierte Runde erreichen. „Etwas mehr halte ich nicht für ausgeschlossen“, sagt Hoeneß. Im Trainingslager ab kommenden Sonntag soll „eine Art commitment“ (Verpflichtung, Vereinbarung) eingegangen werden. Jeder Spieler wird befragt werden, welche Ziele er hat, wo er sich und die Mannschaft am Ende der Saison sieht. Vielleicht kommt eine Mehrheit zu Stande. Die ließe sich dann in eine Zahl gießen.

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