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Sport: Das Wasserkraftwerk

Ronald Rauhe beherrscht schon lange die Kanuwelt und will nun Gold holen

Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Athen. Bis dahin stellt der Tagesspiegel deutsche Sportler vor, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Heute: der Kanufahrer Ronald Rauhe.

Gerade noch rechtzeitig vor den Olympischen Spielen hat Ronald Rauhe eine neue Nummer für sein Mobiltelefon bekommen. Anrufen kann er jetzt sogar kostenlos, denn sein Sponsor ist ein Mobilfunkunternehmen. Aber nicht nur deshalb telefoniert er lange. Er kann noch viel erzählen vor den Olympischen Spielen.

Rauhe ist gemeinsam mit Tim Wieskötter einer der aussichtsreichsten Kandidaten im deutschen Olympiateam für eine Goldmedaille. Seit die beiden im Zweierkajak bei Olympia in Sydney Bronze gewonnen haben, sind sie bei jeder großen Meisterschaft auf der 500-Meter-Strecke als Erste im Ziel angekommen. Drei Weltmeistertitel haben sie gewonnen, und Rauhe sagt deshalb nun: „Wir wollen das Ding ganz klar nach Hause fahren.“

Der Olympiasieg wäre die logische Konsequenz aus ihrer Erfolgsgeschichte im Kajak. Die beiden scheinen unschlagbar zu sein. Der 22 Jahre alte Berliner Rauhe, der mit Urkraft das Paddel durchs Wasser zieht, hat in dem 25 Jahre alten Potsdamer Wieskötter den idealen Partner zum Kanufahren gefunden. Wieskötter gibt mit seiner großen, drahtigen Figur dem Zweierteam die nötige Ausdauer. Beide sind auch gut miteinander befreundet.

Von seinem Sport kann Rauhe ohnehin nie genug bekommen: Er spielt in seiner Freizeit Kanupolo, und er paddelt mit der Begeisterung eines kleinen Jungen auf dem Wasser. Der deutsche Chefbundestrainer Josef Capousek hat einmal gesagt: „Es ist unglaublich, mit wie viel Spaß Ronald paddelt. Es ist ihm ganz egal, ob die Strecken, auf denen er fährt, olympisch sind oder nicht.“ In dieser Saison hat Rauhe jedoch seine ganze Konzentration auf die Goldmedaille in Athen ausgerichtet. Er will sich und Wieskötter damit belohnen für die erfolgreichen Jahre an der Spitze der Kanuwelt.

Während andere Sportler schon längst nach Athen aufgebrochen sind, befindet sich Rauhe noch mit der Kanu-Nationalmannschaft in München. Von dort werden sie erst am 20. August gemeinsam nach Athen fliegen. „Es ist bayerisch-urig hier“, erzählt Rauhe. Am Rand der olympischen Regattastrecke von 1972 hätten sich viele Urlauber zum Sonnen hingelegt, während die Kanufahrer ihre letzten Trainingseinheiten absolvieren. „Je näher die Spiele kommen, desto kürzer und intensiver fahren wir“, sagt Rauhe. In diesen Tagen paddeln sie noch sechsmal die 500 Meter bei mittlerem Tempo, in den letzten Tagen dann nur noch zweimal, aber dafür mit voller Kraft.

In München bereiten sich die Kanufahrer vor, weil das Wasser dem in Athen ähnlich ist. „Unsere Späher haben im vergangenen Jahr Wasserproben aus Athen mitgebracht und festgestellt, dass es dort sehr hartes, schweres Wasser gibt“, sagt Rauhe. Auch in München sei das Wasser hart und schwer, ganz anders als in Duisburg, wo sich die Nationalmannschaft sonst immer vorbereitet.

In den nächsten Tagen wird sich Rauhe schon die ersten Wettkämpfe im Fernsehen anschauen, Franziska van Almsicks Schwimmwettbewerbe etwa. Die Kanuten sind immer spät dran im olympischen Programm, und die deutschen Kanus sind wegen ihrer traditionellen Stärke meist wie Rettungsboote für Deutschland im Medaillenspiegel. Druck empfinde er deshalb nicht, sagt Rauhe: „Der Druck, den wir uns selbst machen, ist sowieso der größte.“

In Sydney hätten Rauhe und Wieskötter vielleicht noch mehr gewonnen als die Bronzemedaille, wenn ihnen nicht der Wind so zu schaffen gemacht hätte. Auch in Athen soll es viel Wind geben auf der Strecke, aber Rauhe sagt: „Wir können jetzt auch bei Gegenwind angreifen. Wir sind kräftiger geworden. In Sydney waren wir noch die kleinen Jungs.“

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