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Rosenkavaliere. Die Bremer lassen sich in dieser Saison gerne abschießen.

© dpa

Das Wort zum Spieltag: Schießbude

Fußball-Bundesligist Werder Bremen kassierte in der laufenden Spielzeit bereits 51 Gegentore. In den ersten drei Fußballligen klingelte es nur bei Zweitligist SV Sandhausen öfter. Werder – eine Schießbude?

Von Benjamin Apitius

Sie wurden nicht als Märtyrer geboren. Oder sollen sie sich etwa in die Schussbahnen werfen und durchlöchern lassen? Das kann Thomas Schaaf nun wirklich nicht wollen. Die Spieler von Werder Bremen stehen ja schon mit elf Mann in seiner Schießbude und verstellen die Wege, versperren die Sicht, schubsen und beißen. Was also mehr? Wenn der Schütze sein Ziel vor Augen hat und abdrückt, hilft nur noch beten und hoffen und bangen, dass der Schuss irgendwo sonst einschlägt. Nebenan in der Losbude vielleicht oder dort drüben beim Kettenkarussell. Doch die Bremer haben einfach zu viel Pech oder die Schützen zu viel Glück, das kann ja kein Zufall sein. All die Röhrchen, in denen einmal schöne Rosen steckten – zerschossen und leer.

Da blickt Budenhüter Sebastian Mielitz traurig zu den Ständen der anderen. Sieht, wie Tim Wiese hinterm Autoscooter heimlich eine raucht. Sieht, wie Roman Weidenfeller ein Lebkuchenherz verkauft („Roman, ich liebe dich“). Sieht, wie Manuel Neuer Däumchen dreht vor der Gehgeisterbahn. Und ich?, denkt Mielitz.

Plötzlich ein Pfiff. Und Thanos Petsos, Kleeblatt auf der Brust, kneift ein Auge zusammen. Fünfundzwanzig Meter und fünf von Schaafs Männern stellen sich ihm in den Weg. Peng! Mielitz zuckt zusammen und überreicht dem glücklichen Schützen sein Tor.

Und Thomas Schaaf? Der will nächste Saison raus aus dem Schießbudenbusiness und stattdessen auf Wundertüten setzen. Die liefen sonst auch immer gut.

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