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Sport: Das Wunder von Wayne

Drei Tore gegen Fenerbahce: England feiert Rooneys Debüt in der Champions League

Alex Ferguson passte nach dem Schlusspfiff der ganze Wirbel mal wieder gar nicht in den Kram. „Egal, was ich sage, ihr schreibt ja doch was ihr wollt“, grummelte der Trainer von Manchester United den Journalisten entgegen, die einen Kommentar zum sensationellen Champions-League-Debüt von Wayne Rooney ergattern wollten. Trotzig kündigte er gleich an, den Jungstar nach seinem Hattrick gegen Fenerbahce Istanbul weiter wie einen „gewöhnlichen Spieler“ behandeln zu wollen. Erst nach der ungefähr 27. Nachfrage ließ Ferguson sich zu einer angemessenen Wertschätzung erweichen: „Wayne war großartig, man hat gesehen, was für ein enormes Potenzial in dem Jungen steckt. Ich kann mich nicht an ein besseres Debüt eines 18-Jährigen erinnern.“

Ferguson hätte wohl gern noch ein bisschen mehr gesagt, aber er trägt die Sorgepflicht für seinen 40-Millionen-Euro-Einkauf und wollte der Rooneymania in England nicht weiter Nahrung liefern. Diese Arbeit erledigen schon die englischen Zeitungen zu Genüge. Während der Europameisterschaft, als auf der Insel von „Roonaldo“ und dem „weißen Pelé“ die Rede war, schienen sämtliche Superlative bereits aufgebraucht. Doch nach seinen drei Toren beim 6:2-Sieg, Rooneys erster Partie nach einer dreimonatigen Verletzungspause, fielen selbst die zynischsten Sportreporter vor Demut kollektiv in die Knie. „Der Messias ist nach Manchester gekommen“, dichtete die „Dail Mail“, und auch der seriöse „Daily Telegraph“ glaubte einem quasi-religiösen Ereignis, dem „Wunder von Wayne“, beigewohnt zu haben.

Für die „Times“ kam der ehemalige Everton-Stürmer zwar nicht als himmlischer Retter, aber doch als Laune der Natur über Manchester. Unter der Zeile „Hurrikan Rooney legt los“, konnte man von „Liebe auf den ersten Blick“ lesen: „Diese Nacht wird von denen, die das Glück hatten, sie zu erleben, nie vergessen werden.“

Selbst Zuschauer ohne Hang zur Übertreibung fühlten sich angesichts Rooneys Flair und Arroganz am Ball an die United-Legenden Eric Cantona und George Best erinnert; mit dem in München für seine drei Tore kaum weniger überschwänglich gefeierten Roy Makaay hat er allerdings wenig gemeinsam. Rooney ist das Anti-Phantom. Wenn er den Ball nicht gerade am Fuß hat, hetzt er ohne Rücksicht auf Grasnarbe und gegnerische Schienbeine über den Platz, „er fliegt wie eine Abrissbirne durch die Abwehr“ („Telegraph“) und versucht vor lauter Übermut, schon mal an der Mittellinie den Kopf eines Verteidigers abzuschießen. „Er könnte der Spieler des Jahrhunderts sein“, gab Christoph Daum, der Fenerbahce-Trainer, bewundernd zu Protokoll, als Rooney am Dienstag mit dem Spielball als Souvenir gerade in die Kabine stolziert war.

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