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DAS SPIEL MEINES LEBENS: DIETER SCHATZSCHNEIDER: 02.11.1983 Hamburger SV - Dinamo Bukarest 3:2 Dieter Schatzschneider, 53

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius. Das Spiel meines Lebens ist für mich zugleich auch das einzige Spiel, das ich gerne für immer aus meinem Kopf kriegen würde.

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius.

Das Spiel meines Lebens ist für mich zugleich auch das einzige Spiel, das ich gerne für immer aus meinem Kopf kriegen würde. Pfosten! Schatzschneider, du Idiot! Aber von vorne, lassen Sie uns springen in eine Zeit, als der Hamburger SV den deutschen Fußball einmal dominierte. 1983 wurden die Hamburger Deutscher Meister und gewannen den Europapokal der Landesmeister. Im Sommer holten sie dann zum ersten Mal in der Klubgeschichte einen deutschen Spieler für eine Million Mark – mich. Ich hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, die hohe Ablöse wurde zu einer richtigen Belastung. Aber – und das will ich jetzt wirklich einmal schwarz auf weiß in der Zeitung lesen: Ich habe in dieser Saison 15 Tore gemacht, was vor mir im ersten Jahr beim HSV noch niemand geschafft hat, weder Uwe Seeler noch Horst Hrubesch. Aber was wollte ich eigentlich erzählen? Genau: Achtelfinale Europapokal. Das Hinspiel in Bukarest ging 0:3 verloren. Doch zuhause in Hamburg hat jeder gesagt, das kriegen wir hin, das bügeln wir noch um, locker bleiben. Und tatsächlich: Im Rückspiel führten wir nach einer Stunde hochverdient mit 3:0. Doch dann – kurz vor Schluss – jage ich das Ding aus drei Metern an den Pfosten! 4:0 – das wäre der sichere Niedergang von Bukarest gewesen! Und dann spielen die plötzlich noch einmal groß auf und schießen uns mit zwei Toren aus dem Wettbewerb! Wie man so blind sein kann! Das war eine Hundertprozentige! Ach –, Tausendprozentige! Das passiert dir nur, wenn du nicht auf den Ball guckst, sondern die Arme schon oben hast zum Jubeln. Ich könnte jetzt sagen: Wir haben ja hinterher noch zwei Tore kassiert, wir wären auch mit meinem Tor ausgeschieden. Aber die Wahrheit ist natürlich: Wenn die das vierte kriegen, dann sind die mausetot. Das ist immer noch etwas, das mir durch die Birne haut. Ich muss jetzt erst einmal an die frische Luft, verstehen Sie? Das wird mich noch mein ganzes Leben lang verfolgen, da bin ich mir ganz sicher.

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