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DAS SPIEL MEINES LEBENS: REINER HOLLMANN: 03.11.1993, Galatasaray Istanbul – Manchest. United 0:0 Reiner Hollmann, 63, Trainer

Aufgezeichnet von Andreas Bock. Wir trafen damals in der zweiten Champions-League-Runde auf Manchester United.

Aufgezeichnet von Andreas Bock.

Wir trafen damals in der zweiten Champions-League-Runde auf Manchester United. Und mit einem Erfolg gegen dieses regelrechte Starensemble war ja in den kühnsten Träumen nicht zu rechnen. Da spielten Eric Cantona, Ryan Giggs, Paul Ince und Roy Keane. Im Tor stand Peter Schmeichel. Wer waren wir schon? Meine Mannschaft hatte sich gerade gegen Cork City mit Ach und Krach in die zweite Runde gemüht. Im Hinspiel im Old Trafford lief dann zunächst auch alles so, wie man es hatte erwarten können. Die Engländer lagen bereits nach dreizehn Minuten mit 2:0 in Führung. Doch dann kamen wir sensationell zurück. Arif Erdem und Kubilay Türkyilmaz egalisierten noch vor der Pause. Türkyilmaz machte nach einer Stunde sogar das 3:2 für uns. Erst kurz vor Schluss glich Eric Cantona noch aus. Ein Wahnsinnsspiel! Als wir zurück kamen nach Istanbul, war die Stimmung dann vergleichsweise ruhig. Es war ja auch noch nichts in trockenen Tüchern. Doch wirklich ausgerastet sind die Fans dann vor dem Rückspiel. Für die Engländer muss das gespenstisch gewesen sein, die wurden vom Flughafen an ja geradezu belagert und angefeindet. Und unsere Fans am Stadion standen zu Tausenden bereits morgens vor den Toren. Um 9 Uhr wurden sie dann hereingelassen, um 10 Uhr war das Stadion voll. Die haben 14 Stunden lang durchgesungen! Das Spiel endete dann 0:0, und wir kamen dank der Auswärtstore eine Runde weiter – für Galatasaray der bis dato größte Erfolg der Vereinsgeschichte! Nach dem Schlusspfiff stürmten die Fans sofort auf den Platz. Doch nicht nur im Stadion waren alle Dämme gebrochen. Mit einem Mal war die ganze Stadt auf den Beinen. Überall bengalische Feuer, überall singende Menschen. Ich wollte eigentlich nur nach Hause, doch die Straßen waren dicht. Es ging nicht vor und nicht zurück. Ich bin ja bei vielen Klubs gewesen,aber in keiner Fanszene, nicht mal bei Al-Ahly in Ägypten, habe ich jemals etwas Vergleichbares erlebt.

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