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Sport: Daum-Affäre: "Verträge hin, Verträge her"

Der wichtigste Mann saß rechtsaußen: Rudi Völler. Der erfolgreiche Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft und seit letzten Samstag auch von Bayer Leverkusen vermittelte nach dem Krisengipfel des deutschen Fußballs in der Frankfurter DFB-Zentrale den Eindruck, er bleibe bis zur Weltmeisterschaft 2002 im Amt.

Der wichtigste Mann saß rechtsaußen: Rudi Völler. Der erfolgreiche Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft und seit letzten Samstag auch von Bayer Leverkusen vermittelte nach dem Krisengipfel des deutschen Fußballs in der Frankfurter DFB-Zentrale den Eindruck, er bleibe bis zur Weltmeisterschaft 2002 im Amt. Es war die hoffnungsvollste Botschaft nach der Tagung der Task Force, der selbsternannten schnellen Eingreiftruppe zur Rettung des deutschen Fußballs. Aus Bemerkungen wie "Verträge hin, Verträge her" und "wir werden versuchen, eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten gut leben können, wenn sich die Dinge in Leverkusen erst einmal beruhigt haben", war herauszuhören: Rudi Völler lehnt es nicht mehr kategorisch ab, über den 31. Mai 2001 hinaus die Nationalmannschaft zu führen. Denn Christoph Daum, der dann übernehmen sollte, hat sich mit seiner positiven Haaranalyse selbst aus dem Amt katapultiert.

Das ist eine neue Situation, auch wenn Völler bis 2003 bei Bayer unter Vertrag steht. "Ich lasse mich nicht in die Enge treiben und werde kühlen Kopf bewahren." Nach dem turbulenten Wochenende habe er erstmals am Vorabend auf der Fahrt nach Frankfurt "für zehn Minuten an diese Sache gedacht". Vorerst wird Rudi Völler in Doppelfunktion als Teamchef tätig sein. Die Task Force der Bundesliga und der Deutsche Fußball-Bund gaben ihre Zustimmung, "um den Verein in dieser am Wochenende entstandenen Ausnahmesituation zu unterstützen", wie es gestern hieß.

In der Drogenaffäre Christoph Daum, die die Nation und die Medien erregt in Dimensionen der Spendenaffäre Helmut Kohl, ist Völler zu einer Art Angela Merkel des DFB geworden: Der Hoffnungsträger für die Erneuerung, der Mann, der den deutschen Fußball "aus dem Skandal von aller erster Güte" (Task-Force-Sprecher Karl-Heinz Rummenigge) herausführt. Die Hoffnung auf einen Teamchef Rudi Völler auch im Jahr 2002 war eine - und die bedeutendste - von drei Botschaften. Punkt zwei: Der in die Kritik geratene Gerhard Mayer-Vorfelder wird wie geplant im nächsten Jahr für das Amt des DFB-Präsidenten kandidieren. "Mit der Frage nach meiner Verantwortung ist doch gemeint, ob ich als Kandidat für das Präsidentenamt noch zur Verfügung stehe. Es wird so sein", sagte Mayer-Vorfelder.

Punkt drei: Zwischen Uli Hoeneß und Reiner Calmund, damit zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen, "hat wieder ein Schulterschluss stattgefanden" (Rummenigge). Die Rückkehr zur "Normalität, Offenheit und Ehrlichkeit" sei damit eingeleitet worden. Calmund bekundete: "Mir fällt es nicht schwer, dem Uli Hoeneß zu sagen: Meine verbalen Attacken tun mir Leid." Calmund bekräftigte, er und auch Völler, der seit vier Jahren mit Daum zusammen gearbeitet habe, hätten nichts von dessen Drogenproblemen geahnt. Hoeneß nahm Calmunds Entschuldigung an: "Wir können uns wieder in die Augen schauen." Bayerns Manager, der die Daum-Affäre ins Rollen gebracht hatte, beteuerte, dass er sich nicht als Sieger fühle: "Ich empfinde keineswegs irgendwelche Triumphgefühle. Das, was ich gesagt habe, hätte für jeden anderen Menschen auch gegolten. Das Amt des Bundestrainers muss unantastbar sein. Das hatte mit der Person Daum nichts zu tun." Aber: "Auf der anderen Seite wurde mir in den letzten vierzehn Tagen soviel Unrecht angetan, dass ich abwarten will, bis sich diese Herren bei mir entschuldigt haben. Erst dann werde ich wieder Interviews geben."

Hartmut Scherzer

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