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Retter der Nation? Jan-Lennard Struff führt das deutsche Team an und soll wie schon 2016 in Berlin gegen Polen zum Relegationshelden werden. Damals gewann der 27-Jährige seine beiden Einzel.

© Sören Stache/dpa

Davis Cup im Tennis: Wenn die Besten wieder mal fehlen

Deutschlands Davis-Cup-Team spielt in Portugal gegen den Abstieg. Dabei glänzen die eigentlich besten Deutschen wie schon im Vorjahr mit Abwesenheit.

Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) hat ein Problem. Mal wieder. Überraschenderweise geht es dabei um den Davis Cup. Der einst prestigeträchtige Mannschaftswettbewerb entwickelt sich zuverlässig und immer wieder aufs Neue zum Ärgernis. Wenn die deutschen Männer von Freitag bis Sonntag im Clube de Ténis do Jamor bei Lissabon gegen Portugal um den Klassenverbleib in der Weltgruppe spielen, glänzen Deutschlands beste Spieler mit Abwesenheit. So war das schon im September 2016 beim Relegationsspiel gegen Polen in Berlin, in dessen Vorfeld es vor allem an Alexander Zverev wegen dessen Absage Kritik gegeben hatte. Dem passte der Wechsel von Hartplatz auf Asche nicht in seine Turnierplanung – und zumindest in diesem Punkt ist der Weltranglistenvierte konsequent. Nicht einmal Boris Becker, der neue Head of Tennis im DTB, konnte Zverev zu einem Einsatz gegen Portugal überreden. „Er wollte spielen, er hat uns das auch noch mal glasklar versichert, aber sein Management hat ihm davon abgeraten“, sagte der 49-Jährige.

Alexander Zverev ist allerdings keine Ausnahme. Längst passt der Davis Cup vielen Tennisprofis nicht mehr in den Terminkalender. Deshalb gibt es seit einiger Zeit Überlegungen, den Wettbewerb zu reformieren. Doch die einzig signifikante Änderung ist bisher die Einführung eines Tie-Breaks im entscheidenden fünften Satz. „Die Zeiten haben sich geändert. Wir können nicht davon ausgehen, dass ein Spieler automatisch immer Davis Cup spielt“, sagte Becker unlängst in New York. Da musste er zusätzlich zur Absage von Alexander Zverev auch noch die von dessen Bruder Mischa und das Fehlen von Philipp Kohlschreiber kommentieren.

Auch Boris Becker steht in Portugal unter Druck

Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann erinnerte sich in seiner Not an den Relegationshelden von 2016: Jan-Lennard Struff. Der 27-Jährige führt die Mannschaft an, ob er noch einmal Wunderdinge vollbringen kann, ist allerdings fraglich. „Ich fühle mich gut vorbereitet“, sagte er zwar am Donnerstag. Aber anders als die Polen 2016 sind die Portugiesen auf Sand zuhause und haben diesen Belag nicht zufällig ausgewählt, Spitzenspieler Joao Sousa ist ein ausgesprochener Aschespezialist. Neben Struff wird Cedrik-Marcel Stebe am Freitag im Einzel spielen und ab 12 Uhr das Eröffnungsmatch gegen Joao Sousa bestreiten (live im kostenpflichtigen Internetstream bei DAZN.de). Außerdem gehören Yannick Hanfmann und Tim Pütz zur Mannschaft, die am Samstag im Doppel zum Einsatz kommen sollen.

Seit dem Wiederaufstieg 2005 hat sich Deutschland schon fünfmal in der Relegation behaupten können. Sollte es diesmal schief gehen, wäre das auch für Boris Becker ein denkbar schlechter Start als deutscher Männerchef. Er müsste ausbaden, was ihm die Spieler eingebrockt haben. Kritik äußert er dennoch eher vorsichtig. Becker weiß, dass der Davis Cup für die Spieler heute eher Last denn Lust ist. Bis sich daran etwas ändert, müsste Deutschland wohl wieder um mehr, als nur um den Klassenerhalt spielen. Das ist allerdings nur mit Alexander Zverev möglich. Den Jungstar bei Laune zu halten, ist deshalb langfristig die vielversprechendste Taktik beim DTB – allen aktuellen Ärgernissen zum Trotz.

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