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Davis-Cup: Tennis-Herren ganz dicht am Finale

Nur noch ein Sieg trennt das deutsche Davis-Cup-Team vom ersten Finale seit 14 Jahren und einer Überraschung bei Cupverteidiger Russland. Nach dem Doppel führen die deutschen Tennis-Herren mit 2:1.

Der angeschlagene Alexander Waske und der überragende Debütant Philipp Petzschner sorgten in Moskau mit dem Sieg im Doppel für die erhoffte 2:1-Führung. Obwohl Waske kurz vor der Aufgabe stand, gewann er mit Petzschner gegen Michail Juschni und Dimitri Tursunow mit 6:3, 3:6, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5).

"Mit 2:1 kann man beruhigt schlafen gehen, aber die Russen haben gute Einzelspieler. Es ist noch offen", sagte Waske und lobte seinen Partner: "Wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn vor ihm ziehen." Teamchef Patrik Kühnen erklärte zufrieden: "Sie haben gut zusammen gespielt. Ich habe immer an sie geglaubt, es war eine gute Wahl. Aber wir sind immer noch nicht die Favoriten."

2:1-Führung ist kein Ruhekissen

Thomas Haas gegen den bisher nominierten Nikolai Dawidenko und Philipp Kohlschreiber gegen Haas-Bezwinger Igor Andrejew haben es morgen (ab 11 Uhr/DSF) in der Hand, die sechste deutsche Endspiel-Teilnahme gegen Rekordsieger USA oder Schweden perfekt zu machen. Beim letzten deutschen Halbfinale 1995 an gleicher Stelle hatte aber sogar eine 2:0-Führung nicht zum Sieg gereicht. Waske erinnerte auch an das verlorene Relegationsspiel 2004 in der Slowakei, wo ein 2:1-Vorsprung eingebüßt wurde.

Eine knappe Stunde lang schien das DTB-Doppel vor 3000 Fans in der erneut nur spärlich gefüllten Olympia-Halle einem ungefährdeten Erfolg entgegen zu steuern. Ein frühes Break gegen Juschni zum 2:1 und ein weiteres gegen Tursunow zum 6:3 sorgten für die schnelle Satzführung. Ausgerechnet der 32-jährige Routinier Waske fing danach aber an zu wackeln. Während die Russen anfangs versuchten, möglichst oft Petzschner anzuspielen, damit aber selten Erfolg hatten, verhalf ihnen Waske zurück in die Partie. Der am Ellenbogen angeschlagene Frankfurter verlor zwei Mal in Folge sein Service und brachte kaum noch einen Return ins Feld. Somit wurde anders als vorher erwartet Petzschner immer mehr zur tragenden Säule des deutschen Spiels.

Waskes "Kleine-Mädchen-Aufschlag"

Der French-Open-Juniorensieger im Doppel von 2002 zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Anspannung, kam bei eigenem Service kaum in Gefahr, brachte viele Returns ins Feld und agierte sicher am Netz. Im Tiebreak war auch Waske bei entscheidenden Punkten wieder hellwach. Unter den Augen seines am Knie operierten sonstigen Partners Michael Kohlmann, der nach Moskau mitgekommen war, musste sich Waske im dritten Spiel des vierten Satzes aber am entzündeten rechten Ellbogen behandeln lassen. "Es hat bei einem Aufschlag klick gemacht und danach wie die Hölle weh getan. Aber die Russen hatten Probleme, meinen Kleine-Mädchen-Aufschlag zu returnieren", sagte er.

Bei den Russen erwies sich Juschni als der schwächere Akteur, der bei eigenem Aufschlag immer wieder Probleme offenbarte. Zudem blieben er und Tursunow nach eigenem Service auch oft an der Grundlinie und versuchten ihr Glück aus der Defensive. Bei 4:4 und 15:40 im vierten Satz wehrten die Deutschen die ersten Breakbälle gegen Petzschners Aufschlag ab und machten im zweiten Tiebreak nach 2:54 Stunden den verdienten Erfolg perfekt. Petzschner war beim dritten Matchball am Netz zur Stelle und wurde von Waske danach in die Luft gestemmt.

Bei den Einzeln am Sonntag sind noch Änderungen möglich. Dawidenko hatte nach der Fünf-Satz-Pleite gegen Kohlschreiber den Sand als den falschen Belag für sich kritisiert. Kohlschreiber zeigte sich vom 4:22 Stunden langen Match am Samstag einigermaßen erholt und sagte: "Es ist noch alles ein bisschen zäh, aber es geht."

Robert Semmler[dpa]

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