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Ein vollwertiges Mitglied ist er noch nicht. Wenn es mit dem Mannschaftsbus zum Training auf den Platz des WKS Kaprun geht, muss Thorben Marx ebenso wie sein junger Mitstreiter Benjamin Köhler stehen.

Ein vollwertiges Mitglied ist er noch nicht. Wenn es mit dem Mannschaftsbus zum Training auf den Platz des WKS Kaprun geht, muss Thorben Marx ebenso wie sein junger Mitstreiter Benjamin Köhler stehen. Der Bus hat einfach nicht genug Sitzplätze, um allen Profis von Hertha BSC einen Platz anzubieten. Thorben Marx nimmt das klaglos hin. Wohlwissend, dass er heilfroh sein kann, diesem Kreis anzugehören. Ein Amateur unter Profis. Unter den Fußballprofis von Hertha BSC.

Erst zwei Tage vor der Abfahrt ins Trainingslager nach Österreich hatte der junge Mann die frohe Botschaft erfahren, mit den Alves, Preetz, Deisler, Beinlich und Co. mitfahren zu dürfen. Er nahm sie freudig, aber auch ein wenig bange auf. Doch vor Respekt erstarren vor den großen Namen, nein, das tut er nicht. "Im Training helfen mir alle. Ich fühle mich nicht wie ein Außenseiter", sagt er. Freilich, ein wenig schüchtern wirkt er dabei schon. Mit seinen 19 Lenzen steht er schließlich erst am Anfang einer vielleicht großen Karriere.

Die hätte vor drei Jahren schon beendet sein können. Bei einem A-Jugend-Spiel auf dem Sportplatz an der Osloer Straße blieb Marx mit dem Schuh im Rasen hängen - Kreuzbandriss, die wohl schlimmste Verletzung eines Fußballers. Neun Monate lang war er außen vor, Stammgast in einer Spandauer Reha-Klinik. Für einen, der seit der Geburt in Tempelhof wohnt, ein zeitaufwendiger Weg. Selbst die Ausbildung als Bürokaufmann, nach der Mittleren Reife in Angriff genommen, fiel dem großen Zeitaufwand zum Opfer. Nichts wurde es mit dem erhofften dritten Standbein. "Doch mir war ja ohnehin klar, dass ich Profifußballer werden wollte", kommentiert Marx.

Vorerst war sein größtes fußballerisches Erlebnis ein Schüler-Länderspiel. Das vor fünf Jahren gegen England, im Berliner Olympiastadion. Später kamen Auswahlspiele in den deutschen Nachwuchsmannschaften hinzu, zuletzt bei den Unter 18-Jährigen bei Trainer Uli Stielike. Dass der ihn dann nicht für die jetzige Europameisterschaft in deutschen Landen berief, dass er lediglich auf Abruf bereitstehen muss, ist für Hertha-Manager Dieter Hoeneß "völlig unbegreiflich". Für Marx weniger: "Herr Stielike schätzt meine Spielweise nicht so sehr." Soll heißen: Marx liebt mehr das Spiel im freien Raum, weniger das Spiel Mann gegen Mann. Für Hoeneß ist Marx ein "Riesentalent, das mit seinen etwas schlaksigen Bewegungen ein wenig an Günter Netzer erinnert". Der könnte für Marx, gleichfalls Mittelfeldspieler, ein großes Vorbild sein. Ist es aber nicht. "Ein Idol habe ich nicht", sagt er nach kurzem Überlegen.

Eigentlich hätte Thorben Marx dieser Tage einige Kilometer von Kaprun entfernt in Lofer trainieren sollen. Dort haben die Amateure von Hertha BSC ihr Trainingslager bezogen. An die ist Marx, der früher bei Stern Marienfelde und Hertha Zehlendorf kickte, vertraglich gebunden, noch bis zum Jahr 2002. Aber man habe ihm, sagt Marx, bereits signalisiert, dass er demnächst einen Profivertrag unterschreiben dürfe. Dann wäre er am Ziel. Vorläufig jedenfalls. Finanziell fühlt er sich schon jetzt abgesichert. "Mit dem, was ich bei den Amateuren verdiene, komme ich gut zurecht." Wohl auch, weil er noch kostengünstig bei seinen Eltern wohnt.

Professionell hat Thorben Marx seine sportliche Zukunft ohnehin geplant. Mit seinen 19 Jahren hat er schon einen Berater, der alles für ihn regelt. Norbert Pflippen heißt der. Dessen Dienste hat sich auch einer gesichert, mit dem Thorben Marx nun trainieren darf: Sebastian Deisler. Wenn das kein gutes Omen ist.

Klaus Rocca

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