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Daviscup-Finale: Die Wut nach Argentiniens Absturz

Versager statt Volkshelden: Argentinien trauert nach der Niederlage im Daviscup-Finale gegen Spanien.

Zwischen Triumph und Frust lagen nur ein paar Meter: Während Matchwinner Fernando Verdasco von Glücksgefühlen übermannt Freudentränen vergoss („Das ist der schönster Tag in meinem Leben“), begann im argentinischen Lager die Abrechnung mit den von Volkshelden zu Versagern abgestürzten Gastgebern. Alles, aber wirklich alles hatte vor Beginn des 97. Daviscup-Finals für einen Sieg der argentinischen Hausherren gesprochen. Spaniens Superstar und Weltranglistenerster Rafael Nadal musste wegen einer Verletzung passen, David Ferrer war außer Form und Fernando Verdasco angeschlagen. Und nun saß der argentinische Kapitän Alberto Mancini da und musste wütenden Journalisten erklären, wie die zu Hause als eigentlich unbesiegbar geltenden Südamerikaner den sicher geglaubten Triumph aus der Hand geben konnten.

Nur wenige Stunden nach dieser Szene meldeten die argentinischen Medien seine Demission, während schon wenige Minuten nach der bitteren Niederlage in den Online-Ausgaben der argentinischen Zeitungen Berichte über ein Zerwürfnis innerhalb des Teams kursierten. Verlieren kann so wehtun. Bei den Spaniern regierte dagegen die Freude über den unerwarteten Erfolg. Kapitän Emilio Sanchez, der nach dem Triumph zurücktrat, blickte voller Stolz auf sein B-Team. In der Arena „Islas Malvinas“ (Falklandinseln) in Mar del Plata hatten sich die Spanier letztendlich doch als eine Nummer zu groß für die Gastgeber erwiesen und den Daviscup zum dritten Mal gewonnen. Die feindselige Atmosphäre, die die rund 11 000 Fans verbreiteten, wirkte auf die spanischen Gäste wie ein Adrenalinschub. „Dieser Versuch ist fehlgeschlagen“, sagte der spanische Matchwinner Fernando Verdasco. „Das hat uns nur noch stärker gemacht.“

Der 25-Jährige aus Madrid, der am Sonntag für den formschwachen David Ferrer das Einzel spielte, hatte gegen den argentinischen Ersatzmann Jose Acasuso ganz einfach die besseren Nerven. Mit dem 6:3, 6:7 (3), 4:6, 6:3 und 6:1 versetzte der Linkshänder die bis dato vor Emotionen brodelnde Arena in eine Schockstarre. In Scharen verließen die vorher so lautstarken Fans die Halle, bei der Siegerehrung waren die spanischen Gäste mit den wenigen mitgereisten Anhängern unter sich. Dabei hatten die weiß-himmelblau gekleideten Anhänger die futuristische Halle in ein Fußballstadion verwandelt: „Hijo de puta“ (Hurensohn) schallte es Schiedsrichter Stefan Fransson entgegen, als er nach Meinung des Publikums mit einer Entscheidung falsch lag. Solche Sprechchöre gibt es normalerweise nur in den Fankurven der südamerikanischen Fußballstadien.

Bereits am Freitag hatten die Gäste aus Europa im ersten Einzel den ersten Coup gelandet: Shootingstar Juan Martin del Potro kassierte gegen Spaniens Ersatzmann Feliciano Lopez mit 6:4, 6:7, 6:7, 3:6 die erste Niederlage. Da ahnten die Gastgeber schon, dass es mit einem lockeren Durchmarsch zum ersten Daviscup-Titel nichts werden würde. Im Doppel hatten Feliciano Lopez/Fernando Verdasco das argentinische Duo David Nalbandian/Agustin Calleri trotz wütender Beleidigungen des Publikums in vier Sätzen besiegt. Als Verdasco dann im dritten Einzel gegen Acasuso die Nerven bewahrte, war es um die Hausherren geschehen: Die geplante Siegesparty am Strand von Mar del Plata mit 20  000 Fans, die sich vor einer Großbildleinwand versammelten, fiel aus.

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