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Sport: Dawydow und das Wunschkonzert

Spiele der Berlin Capitals sind in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht der Renner. Und für Lutz Schirmer ist eine leere Halle sogar eine tägliche Perspektive.

Spiele der Berlin Capitals sind in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht der Renner. Und für Lutz Schirmer ist eine leere Halle sogar eine tägliche Perspektive. Von der Tribüne aus verfolgt der Teammanager dauertelefonierend das Training. Zwei neue Akteure sah Lutz Schirmer gestern, einer davon wird heute gegen die Frankfurt Lions (Beginn 19.30 Uhr, Deutschlandhalle) spielen, der andere nicht.

Physiotherapeut Franz Funk hat das Torhüterkostüm übergestreift und vertritt den grippekranken Andrej Mezin. Nicht in die Rubrik vorgezogener Fasching fällt der zweite Neue: Ewgeny Dawydow soll den Sturm der Capitals beleben. Erst am Mittwoch ist der Russe nach Visaproblemen in Berlin gelandet, obwohl er schon vor einer Woche einen Vertrag unterschrieben hat. Dawydow fällt auf, weil er Schlittschuhe aus Plastik bevorzugt. "Ich habe es auch mal mit Schuhen aus Leder versucht, aber ich bin jetzt zu alt, um mich umzugewöhnen. Und warum fragt mich keiner nach dem Visier an meinem Helm?" Der Augenschutz ist in der DEL Pflicht, zum Missfallen Dawydows. "Ich kann den Puck nicht sehen mit dem Ding."

Der 34-Jährige war schon Weltmeister und Olympiasieger, damals noch mit der UdSSR unter dem großen Viktor Tichonow, der sieben Jahre auch bei ZSKA Moskau sein Chef war: "Ein guter Trainer, aber die Trainer nach Tichonow waren in mancher Hinsicht angenehmer." Nach Tichonow wurde es für Dawydow aber nicht nur angenehmer. Seine Laufbahn in der National Hockey-League (NHL) war schon nach fünf Jahren beendet. Es folgte ein Trip durch untere Ligen Nordamerikas und halb Europa. "Jetzt bin ich eben in Berlin", sagt Dawydow, "auch nicht schlecht. Hier kann ich auf hohem Niveau spielen." Beim Tabellenletzten der DEL? "Ist mir doch egal, wo die Capitals stehen. Hauptsache ich muss nicht in Russland spielen."

Seit Jahren tauchte der Name Dawydow in den Angeboten diverser Spielervermittler auf, vor den Capitals wollte kein Klub in der DEL den Russen verpflichten. Hat der Trainer seinen Wunschkandidaten bekommen? "Natürlich wünsche ich mir viele andere Spieler", sagt Gunnar Leidborg, "aber das hier ist die Realität." Also kein Wunschkonzert. Leidborg ist wieder mal bei seinem Lieblingsthema, den vor Saisonbeginn abgezogenen sechs Punkten: "Das ist so, als ob dir jemand an deinem neuen Auto drei Reifen klaut." Eine wackelige Metapher, denn die Capitals wären ohne Punktabzug auch nur Drittletzter.

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