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Spieler mit Präsident. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrt Yasin Ehliz (links) am 7. Juni dieses Jahres im Schloss Bellevue.

© imago/Sven Simon

Debatte um Mesut Özil: Heimat auf dem Eis

Yasin Ehliz und Sinan Akdag haben Silber für Deutschland gewonnen – auf dem Weg dahin gab es für die beiden Eishockeyprofis auch Schrammen.

Es gibt die Bilder, auf denen Yasin Ehliz und Sinan Akdag stolz mit dem Bundespräsidenten posieren, aufgenommen vor ein paar Wochen im Schloss Bellevue. Da hat Frank-Walter Steinmeier die Spieler der Eishockey-Nationalmannschaft empfangen und ihnen das Silberne Lorbeerblatt und den Verdienstorden verliehen. Im Februar hatte das Team bei den Olympischen Spielen in Südkorea sensationell Silber gewonnen. Steinmeier sagte: Die Mannschaft habe dafür gesorgt, dass Eishockey nun in Deutschland ganz anders wahrgenommen werde.

Die Eltern von Ehliz und Akdag sind noch in der Türkei geboren, die beiden Spieler stammen aus Bayern, aus Bad Tölz und Rosenheim. Und sie sind seit Jahren Profis in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Akdag war der erste Deutsche mit türkischen Eltern in der DEL. Auf dem weiten Weg dahin hat er sich seine Blessuren abgeholt. Er bekam im Nachwuchs oft Beleidigungen zu hören. Kanake und so. Das Übliche, sagt er, so ergehe es Minderheiten leider oft. Sinan Akdag verteidigt seit 2014 bei den Mannheimer Adlern und gilt als einer der besser verdienenden Profis in der Liga. Im Dezember 2011 gab er sein Debüt in der Nationalmannschaft – als erster Spieler mit türkischen Eltern. Die Gefahr, dass Akdag, wie bei türkischstämmigen Fußballern Usus, von Scouts für die Türkei abgeworben worden wäre, lag bei null. Eishockey spielt in der Türkei keine Rolle. Und dann hat Akdag gesagt: „Ich hätte immer für Deutschland gespielt. Auch als Fußballer. Hier bin ich geboren, das ist meine Heimat.“ Trotzdem tauchte einst bei seiner ersten WM-Teilnahme 2012 in Stockholm ein türkisches Fernsehteam auf, davor hatte es ihn auch schon in Krefeld begleitet. Er sei eben der Erste auf dem Eis gewesen aus einer Generation von Kindern von Migranten, die das neue Deutschland prägen würden. Früher hat ihn ein Boulevard-Blatt als „Eis-Özil“ gefeiert, Akdag hat das nicht gefallen. „Mesut ist ein Weltstar, ihn kennt jeder. Ich bin weitgehend unbekannt“, hat er gesagt.

Herkunft war nie ein Thema

Yasin Ehliz hat vor acht Jahren dem Münchner Merkur gesagt: „Ich bin zu hundert Prozent Türke – spiele aber für die deutsche U-20-Nationalmannschaft.“ 2018 würde er so etwas wohl nicht mehr sagen. Ehliz ist in die beste Eishockeyliga der Welt gewechselt, läuft demnächst für die Calgary Flames in Kanada auf. Er beginnt als Niedrigverdiener im Team. 650.000 Dollar pro Saison, er muss sich hocharbeiten als Ausländer aus Deutschland. Es könnte für Ehliz wohl weniger gemütlich werden als in der Heimat, bei den Nürnberg Ice Tigers war er der große Star.

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Bei seinem Heimatklub EC Bad Tölz trainiert Ehliz dieser Tage in der Zweitligamannschaft mit, in der NHL geht es erst im September los. Die Familie Ehliz ist seit Jahren im Tölzer Eishockeyklub engagiert, der jüngere Bruder Aziz spielt im Zweitligateam, der Vater ist im Vorstand des Vereins und hat sogar schon mal ein Länderspiel der deutschen Frauennationalmannschaft gegen die Türkei organisiert. Schirmherr des Länderspiels waren Yasin Ehliz, Akdag und – Mesut Özil. Die Familie Ehliz sei voll integriert in Tölz, sagt sein langjähriger Trainer Florian Funk. Die Herkunft von Yasin Ehliz sei „nie ein Thema gewesen“.

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