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An Haltung verloren. Im vergangenen Bundesliga-Spiel gegen Leverkusen hatte Huntelaar (unten) bei 77 Prozent seiner Zweikämpfe das Nachsehen.Foto: dapd

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Sport: Defizite in der B-Note

Schalke hofft gegen Piräus auf Klaas-Jan Huntelaar, doch der Torjäger steckt in einer kleinen Krise.

Gelsenkirchen - Zuletzt war Klaas-Jan Huntelaar gar nicht mehr so gesprächig wie sonst üblich. Zum verlorenen Spiel und der erschreckenden Chancenlosigkeit seiner Mannschaft in Leverkusen (0:2) fand der Angreifer des FC Schalke 04 zwar noch ein paar kritische Worte. Doch sein eigenes Wirken wollte der 29-Jährige keineswegs in den Mittelpunkt des Gesprächs stellen. Der normalerweise vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Profi blockte: „Darüber möchte ich nichts sagen“, teilte Huntelaar mit.

Der niederländische Nationalstürmer leidet derzeit unter akutem Mangel an Treffsicherheit – zumindest in der Bundesliga. Dort ist er nicht nur seit sechs Spielen ohne Treffer, sondern wirkte zuletzt fast wie ein Fremdkörper im Team. Gerade einmal 22 Ballkontakte hatte er in Leverkusen vorzuweisen, lediglich 23 Prozent seiner Zweikämpfe konnte er gewinnen. „Das ist eine normale Entwicklung. Klaas-Jan hatte auch in der vergangenen Saison Phasen, in denen er nicht getroffen hat“, sagt sein Trainer Huub Stevens.

Und es ist tatsächlich nicht so, dass Huntelaar dieses Gefühl nicht kennen würde. Über tausend Minuten war er in der Saison 2009/10 ohne Treffer geblieben, um in der folgenden Spielzeit 29 Tore zu erzielen. Also die ganz normale Wellenbewegung im Leben eines Angreifers? „Wichtig ist für uns, dass er eine gute Gesamtleistung abliefert“, sagt Manager Horst Heldt. Doch Huntelaar zeigt derzeit sowohl Defizite in der A- als auch in der B-Note. Die Nebenschauplätze, die den Niederländer beschäftigen, dürften ein hohes Ablenkungspotential beinhalten. Zum einen steht Huntelaar seit einigen Wochen in intensiven Vertragsverhandlungen mit den Schalkern. Sein Vertrag läuft im Sommer 2013 aus, sein Berater verkündete jüngst, dass er „Angebote aus Spanien, Italien und England“ vorliegen habe. Und in der Nationalmannschaft kam er unter Trainer Louis van Gaal gegen Deutschland nicht zum Zug, obwohl Stammangreifer Robin van Persie verletzt abgesagt hatte. Im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen war Huntelaar in der zweiten Hälfte sogar von Stevens ausgewechselt worden. Ein Novum. Nur in der Champions League ist Huntelaar bisher der Torjäger, den sich die Schalker wünschen. In den vergangenen vier Begegnungen traf er viermal. „Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm, denn er hat die Mannschaft noch nie im Stich gelassen“, sagt Stevens. Einen Grund für diese Ambivalenz seines Angreifers kann aber auch Stevens nicht benennen.

Trotzdem hoffen die Schalker natürlich darauf, dass ihr Stürmer auch am Mittwochabend im Gruppenspiel der Champions League gegen Olympiakos Piräus seinen bisherigen Gewohnheiten treu bleibt. Mit einem Sieg wären die Schalker vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. „Das ist das wichtigste Spiel für uns. Sollten wir uns vorzeitig qualifizieren, wäre das finanziell von Vorteil. Es gäbe uns Planungssicherheit“, sagt Heldt. Ein hoher siebenstelliger Betrag würde zusätzlich in die Vereinskasse fließen.

Der desaströse Auftritt in Leverkusen (Heldt: „Die ganze Mannschaft war kollektiv schlecht.“) sei in längeren Gesprächen aufgearbeitet worden. Gegen die Griechen soll es nun einen Neustart geben. Wieder mit Klaas-Jan Huntelaar im Angriff der Startformation. Ob er wieder trifft? „Ich bin nicht unser Gott. Ich bin nur ein Trainer, der Laufschuhe anhat. Das kann ich nicht vorhersagen“, sagte Stevens. Jörg Strohschein

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