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Eishockey - Kölner Haie - Eisbären Berlin

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DEL-Saison beginnt: Eisbären gehen als Favorit in die Spielzeit

13 von 16 DEL-Trainer nennen die Berliner Eisbären als ersten Titelanwärter in der neuen Eishockey-Saison.

Von Katrin Schulze

Sie steht ihnen ganz gut, die Rolle des Favoriten. In den jüngsten Jahren war sie oft noch ein bisschen zu groß oder zwickte hier und da. Dieses Mal passt es einfach. Der Meistertitel steht den Eisbären so prima wie die schwarzen Anzüge, in denen die Berliner in ihrer Freizeit über die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sprechen. Allen voran Trainer Don Jackson, dessen selbstbewusste Sprüche von der „noch stärkeren Mannschaft“, die nicht weniger als das „beste Eishockey“ anbieten will, durch seine mächtige Statur fast schon wie eine kleine Drohung daherkommen.

Eine Drohung für die Konkurrenten in der Liga, die allerdings ohnehin schon genug Respekt vor dem Deutschen Meister haben – immerhin haben 13 von 16 DEL-Trainern die Eisbären als Favoriten auf den Titel genannt. Die Berliner haben eigentlich gar keine andere Wahl. Die Rolle des Favoriten muss ihnen stehen. Wer in den vergangenen vier Jahren dreimal die Meisterschaft gewonnen hat, dem nützen keine Widerworte. Dass die Eisbären deswegen einen zusätzlichen Druck empfinden, lassen sie sich zumindest nicht anmerken. Zwar sieht der Trainer „eine Veränderung der Ausgangsposition, wenn man als Titelverteidiger in die Saison geht, aber im Grunde bleiben die Ziele die gleichen wie in der vergangenen Spielzeit“. Überhaupt: Was ist das, Druck? In Jacksons persönlicher Hitliste der Unwörter kommt „Druck“ direkt hinter „Niederlage“ und „Angst“, und deshalb ersetzt es der 52 Jahre alte US-Amerikaner immer wieder durch „Herausforderung“.

Die Berliner haben ihr Team im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert

In die Herausforderung der Titelverteidigung gehen die Berliner mit einem nahezu identischen Team wie im Vorjahr: Nur Verteidiger Richie Regehr und Ergänzungsspieler Matt McIlvane verstärken die Mannschaft aus der Vorsaison. Die Eisbären vertrauen eben ihrem Personal, die konstante (Nicht-)Einkaufspolitik hat bei ihnen mittlerweile fast schon Tradition – und gerade deshalb könnten die Berliner der Konkurrenz vorauseilen. „Die wenigen Veränderungen in der Mannschaft sind ein Vorteil für uns“, findet Stürmer Stefan Ustorf. „Wir kennen uns gegenseitig und haben alle einen Schritt nach vorn gemacht.“ Das gilt insbesondere für die jungen deutschen Profis in Diensten der Eisbären, deren Beitrag zur Meisterschaft enorm groß war. Innerhalb des Teams kurbeln Spieler wie Frank Hördler oder Alexander Weiß mit ihren Leistungen den von Jackson gewünschten Konkurrenzkampf mit den erfahreneren Profis wie Steve Walker und Deron Quint an.

Diese Mischung hat im Prinzip schon in den zurückliegenden vier Jahren gepasst. Der Ausrutscher aus der Saison 2006/2007, als die Eisbären einen Platz in den Play-offs verpassten, entstammt nicht dem Team selbst, sondern einer Revolte der Spieler gegen ihren damaligen Trainer Pierre Pagé – das hat die erfolgreiche letzte Saison bewiesen. Don Jackson hat den Eisbären die Motivation zurückgegeben. Der Zuschnitt stimmt. Mehr noch. „Normalerweise müssten wir noch stärker sein als letztes Jahr“, sagt Stefan Ustorf. Fragt sich nur, was größer sein soll als der Meistertitel.

Womöglich ist die wie zugeschnitten anmutende Rolle ein bisschen zu groß für die Eisbären, denn so deutlich wie vor dieser Saison lagen die Verhältnisse zugunsten der Berliner lange nicht mehr. Nicht mehr seit 1990, als sie noch unter anderen Voraussetzungen starteten: In der kleinsten Liga der Welt stritten sie sich – noch unter dem Namen SC Dynamo firmierend – lediglich mit Weißwasser um den nationalen Eishockey-Titel der DDR. 18 Jahre später sind sie nicht zuletzt durch ihren Umzug in die neue Großarena im bundesdeutschen Eishockey angekommen. Vom Berliner Ostbahnhof aus müssen sie sich nun den gewachsenen Ansprüchen stellen.

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