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Sport: Demütigung, Teil zwei

Beim 1:3 in Stuttgart kämpfen die Bayern-Spieler nicht mehr für Trainer Hitzfeld

Ottmar Hitzfeld sah müde aus. Die Falten im Gesicht schienen tiefer als jemals zuvor. Er wusste in diesen schweren Minuten, er wird nur noch ein paar Tage Trainer dieser Mannschaft sein, die ihn nach dem Debakel daheim gegen Bremen auch beim 1:3 beim VfB Stuttgart so schmählich im Stich ließ. Hitzfeld war in diesen Momenten klar, dass seine Zeit beim FC Bayern abgelaufen ist.

Neben Hitzfeld verbarg sein Assistent Michael Henke seinen Kopf hinter seinen Händen. Einen Platz weiter auf der Bank der Bayern saß Manager Uli Hoeneß mit versteinertem Gesicht. Ein Trio der Ratlosigkeit. Sie schauten hinüber auf den Rasen, es stand 3:0 für die Stuttgarter, die mit 3:1 gewannen. Es war eine schmerzliche Demütigung, die die Münchner wohl ausgerechnet von dem Mann erfuhren, der sie ab Juli 2004 trainieren soll: Felix Magath.

Um die Mittagszeit saßen die Münchner Führungskräfte Hoeneß, Rummenigge und Hopfner mit den Stuttgarter Bossen Staudt, Hundt und Ruf in trauter Runde bei Spargel und schwäbischem Wein beisammen und verdauten den Wechsel von Magath am Ende der Saison. „Wir haben ein weiteres Gespräch nach der Saison vereinbart“, sagte Staudt. Eine konkrete Anfrage der Bayern habe es nicht gegeben. „Aber ich spüre das starke Interesse aus dem Umfeld der Bayern“, sagte Staudt und zog die Augenbrauen hoch. „Magath ist sehr ehrgeizig, er will einen Verein trainieren, mit dem er hoch hinaus kann.“

Insgeheim aber weiß der VfB-Präsident, dass die Sache längst erledigt ist. Er muss sich einen neuen Trainer suchen, obwohl er sagte: „Wir haben mit Magath noch nicht über einen Ausstieg gesprochen. Auch nicht mit den Bayern über eine Ablösesumme.“ Während sich Hitzfeld vor der gnadenlosen Demontage seiner Mannschaft in der Kabine aufgehalten hatte, war Magath zu einer Art Abschiedstour im Stadion unterwegs. Er schrieb zum ersten Mal vor dem Spiel Autogramme und ließ sich breit grinsend mit einer riesigen Bayern-Fahne im Hintergrund fotografieren und filmen. Er hatte von den kaiserlichen Verlautbarungen gehört. „Wir warten Magaths Entscheidung ab“, hatte Präsident Franz Beckenbauer gesagt und damit die Mitstreiter Hoeneß und Rummenigge düpiert. Der Aufsichtsrat der Bayern sprach sich gegen Hitzfeld aus.

„Jeder weiß, dass der Trainer zur Disposition steht. Es ist mir unerklärlich, dass wir so versagt haben", sagte Michael Ballack. Oliver Kahn rauschte mit einem tiefen Räusperer von dannen. Vielleicht war Hitzfeld an diesem Abend der Einzige im Bayern-Lager, der seinen Job erledigt hatte. Obwohl ihm nach der Führungsetage nun auch seine Spieler die Gefolgschaft verweigerten.

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