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Sport: Den Konsens verteidigt

Sven Goldmann über die Hilfe eines Spielers für den Schiedsrichter

Wer kannte schon den Fußballspieler Michael Gravgaard? Also: außerhalb von Dänemark. Vor diesem denkwürdigen Spiel am Samstagabend in Kopenhagen, als ein durchgedrehter Fan den deutschen Schiedsrichter Herbert Fandel attackierte. Wohl kaum jemand hat Michael Gravgaard gekannt.

Jetzt feiern ihn manche als Helden. Die Fernsehkamera hat alles festgehalten: den Angriff auf Fandel, aber auch die Sekunden davor. Wie der Däne Christian Poulsen abseits des Spielgeschehens den Schweden Markus Rosenberg niederschlug. Wie Fandel die Rote Karte zückte. Wie die Dänen reklamierten – der übliche Reflex, wenn der Schiedsrichter eine Entscheidung gegen die eigene Mannschaft fällt, ganz egal, ob diese Entscheidung richtig ist oder nicht. Auch Gravgaard hob die Arme zum Protest – und nutzte sie Bruchteile von Sekunden später, um den Schiedsrichter zu verteidigen gegen den Irren, der da auf den Platz gestürmt war. Wahrscheinlich ist es allein seiner Geistesgegenwart zu verdanken, dass Fandel keinen körperlichen Schaden davontrug.

Deswegen ist Michael Gravgaard noch lange kein Held. Aber er hat gezeigt, dass es auf dem Platz immer noch einen Grundkonsens gibt, geben muss: Der Schiedsrichter ist tabu. Selbst, wenn er irrt (was Fandel nicht tat). Oft genug peitschen die Hauptdarsteller in den kurzen Hosen das Publikum auf, selbstverständlich mit dem Ziel, den Schiedsrichter zu verunsichern. Doch die Verantwortung eines Fußballprofis in einem vollbesetzten Stadion – sie endet nicht bei Flanke, Kopfball oder Torschuss.

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