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Im Zeichen der 30. Zum Geburtstag bekam Alonso (2. v. l.) eine Boxenparty – 30 WM- Punkte wären ihm lieber gewesen. Foto: AFP

© dpa

Sport: Den Wind im Rücken

Ferrari-Pilot Alonso bläst zur Aufholjagd auf Vettel

Lewis Hamilton war der große Triumphator beim Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring am vergangenen Sonntag. Der noch größere Gewinner aber war der Mann hinter ihm: Fernando Alonso. Wenn Weltmeister Sebastian Vettel in der zweiten Hälfte dieser Saison noch einmal ernsthaft Konkurrenz bekommen sollte, dann ist der Ferrari-Pilot aus Spanien der erste Kandidat. Denn während bei McLaren und Hamilton die Leistungsschwankungen doch beträchtlich sind, strebt Ferrari nach dem schwachem Saisonstart seit einigen Rennen konstant in Richtung Spitze. „Wir hatten wirklich harte Zeiten“, sagt Alonso. „Wir sind drei, vier Rennen mit einem Auto gefahren, das immer die gleichen Probleme hatte.“ Inzwischen hat Ferrari diese gelöst und gehört beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag zu den Sieganwärtern. Vettel ist gewarnt: Schon im vergangenen Jahr kam Alonso auf der Zielgeraden der Saison noch mächtig auf und wäre fast noch Weltmeister geworden.

Hinter dem diesjährigen Tief steckte in erster Linie ein Problem bei der Kalibrierung des Windkanals. Der lieferte falsche Daten, die sich auf der Strecke dann nicht bestätigten. Ein paar Monate lang drehte sich Ferrari so mit der Aerodynamik-Entwicklung im Kreis. Fernando Alonso weiß natürlich ganz genau, wie sehr die vielen auf diese Weise in der Anfangsphase verlorenen Punkte seine WM-Ambitionen beschädigen. 86 Zähler Rückstand hat er im Moment auf Vettel: „Diese Zähler fehlen uns jetzt natürlich bitter.“

So hofft er auf eine freiwillig-unfreiwillige Allianz zwischen seinem Ferrari- Team und McLaren-Mercedes, um Vettel in der WM noch abzufangen. „Wir müssen selbst regelmäßig mit beiden Autos unter die ersten Drei fahren“, rechnet Alonso vor, „und wir brauchen auch starke McLaren, die Red Bull Punkte wegnehmen, dann könnte es noch einmal eng werden.“ In diesem Fall bestünde auch eine größere Chance, dass bei Vettel und Red Bull vielleicht einmal der eine oder andere Fehler passiere: „Wenn der Druck steigt, kommt so was ja schon mal vor.“

Dass er selbst anders als etwa der impulsive Hamilton in dieser Beziehung kaum anfällig ist, hat der Weltmeister von 2005 und 2006 immer wieder bewiesen. Dazu kommt seine große Erfahrung: Vor zehn Jahren fuhr Alonso, der am Freitag in Ungarn seinen 30. Geburtstag feierte, seine erste Saison in der Formel 1. „Ich habe meine gesamten Twens dort verbracht und glaube nun allmählich, den Sport gut zu verstehen.“

Womit er auch das komplette Umfeld meint, mit dem ein Formel-1-Pilot zurecht kommen muss. Es werde viel verlangt, „physisch, mental, totaler Einsatz, viel Zeit“, vor allem aber „ist die Formel 1 halb Politik, halb Sport. Aber wenn man es akzeptiert, hat die Formel 1 ihren Charme.“ Wie man die Formel-1-Politik für sich selbst am geschicktesten ausspielt, das hat der Asturier inzwischen perfekt gelernt. Nicht umsonst gilt er dank der geschickt aufgebauten Unterstützung durch Präsident Luca di Montezemolo als heimlicher Herrscher bei Ferrari.

Aber er ist auch auf der Strecke neben Vettel der kompletteste Fahrer überhaupt und gehört auf dem Hungaroring wieder zu den Favoriten. Am Freitag war er als Zweiter hinter Hamilton wieder schneller als Vettel, der im zweiten Freien Training nur Fünfter wurde. Auch weil hier mit den weichen und superweichen Reifen gefahren wird: „Es scheint, als ob wir mit diesen Reifen besser klar kommen“, sagt Alonso. Das gilt auch für große Hitze. Alonsos Wunsch für das Rennen ist deshalb klar: „Es soll so heiß wie möglich werden, am besten 40 Grad!“

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