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Sport: Denken statt spielen

John Celestand grübelt viel vor Albas Spiel gegen Athen

Berlin. Vier Wochen haben gereicht, um aus dem selbstbewussten jungen Mann einen Grübler zu machen. Vor einem Monat war John Celestand sicher, „100 Prozent besser spielen zu können. Es gibt keine Entschuldigungen mehr, ich kenne die Mannschaft“, sagte der 25-Jährige damals. Zwei Wochen zuvor hatte der deutsche Basketballmeister Alba Berlin den Aufbauspieler für den verletzten DeJuan Collins verpflichtet. Vier Niederlagen in vier Spielen hatten Celestands Selbstvertrauen nichts anhaben können. Er war neu, er stand noch nicht unter Druck.

Jetzt ist der Druck da – und der US-Amerikaner kommt nicht damit klar. Drei Niederlagen und ein Sieg gegen das Durchschnittsteam des Mitteldeutschen BC sind zu seiner persönlichen Berlin-Bilanz hinzugekommen. Nach der Weihnachtspause enttäuschte er in Treviso und in Frankfurt, wo er auf eine Feldwurfquote von nur 33 Prozent kam und in 33 Minuten Spielzeit sieben Punkte machte. Gerade jetzt wäre es wichtig, dass Celestand die Mannschaft führt. Nach Collins hat sich auch der deutsche Nationalspieler Mithat Demirel verletzt, ihn zwickt der Ischiasnerv. Demirels Einsatz im für Alba entscheidenden Europaligaspiel heute in der Gruppe A gegen den Tabellenletzten AEK Athen (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) ist ungewiss. „Ich habe Hoffnung“, sagt er zwar, doch die Entscheidung wird erst kurz vor Spielbeginn fallen.

Nach acht Niederlagen aus den letzten neun Spielen ist die Mannschaft verunsichert. Dass sich in so einer Situation schon der zweite Aufbauspieler verletzt hat, der Mann also, der Ruhe ins Spiel bringen soll, „ist ein sehr großes Hindernis, zumal Mithat gut gespielt hat“, sagt Kotrainer Burkhardt Prigge. Celestand, dessen Vertrag bei Alba wahrscheinlich nur bis zu Collins’ Genesung Ende Februar läuft und der mit guter Leistung andere Klubs auf sich aufmerksam machen muss, hat die Negativserie verunsichert. Er sagt zwar, „ich fühle keinen Druck“, „ich bin in Topform“ und „ein Mann steht auf“ und stellt sich „dieser Herausforderung“, doch es klingt so, als klammere er sich an Phrasen, weil er nicht so recht weiß, woran sonst er sich festhalten soll. Er denke zu viel nach, gibt er zu, „das ist mein Problem“. Statt nach Training und Spiel alles hinter sich zu lassen, arbeiten die Niederlagen in ihm, er kann nicht abschalten. Ein Sieg gegen Athen würde nicht nur Albas Aus in der Europaliga zumindest aufschieben, sondern könnte auch Celestand zum Durchbruch verhelfen. „Im Training kann ihn keiner stoppen. Im Spiel ist er zu kontrolliert und übertreibt das Mannschaftsspiel. Er hat noch nicht genug Mut, um alles an sich zu reißen“, sagt Prigge.

Celestand kann die Partie gegen Athen kaum erwarten. „Die Zeit bis dahin vergeht so langsam, eine Stunde nach der anderen“, sagt er. Er will endlich beweisen, was er kann. Alba – und sich selbst.

Helen Ruwald

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