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Sprich mit mir! Teammanager Christian Beeck (l.) und Trainer Uwe Neuhaus müssen Entscheidungen gemeinsam treffen.

© Matthias Koch

Der 1. FC Union im November: Meine Macht, deine Macht

Platzhirsche in der Alten Försterei: Trainer Uwe Neuhaus und Manager Christian Beeck sind bei Union gleichberechtigt – doch nicht jeder scheint damit zufrieden zu sein.

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Berlin - Den 100 Meter langen Weg von seinem Büro im ehemaligen Forsthaus zur Kabine oder zum Trainingsplatz geht Christian Beeck immer noch mehrmals am Tag. Manchmal aber wirkt es so, als schleiche der Teammanager des 1. FC Union regelrecht über das sandige, nicht selten matschige Gelände. So bestimmt und optimistisch wie in früheren Jahren tritt er nur noch selten auf. Seit einiger Zeit wirkt Beeck in sich gekehrt, obwohl er mit seinem Verein doch spätestens seit dem 2:1-Sieg in Bielefeld auf eine aufsteigende Tendenz hoffen kann.

In Beecks Leben hat sich seit Beginn der Saison etwas verändert, sein Auftreten – und seine Berufsbezeichnung. Früher war er Sportdirektor, das heißt weisungsberechtigt gegenüber dem Trainerstab. Heute ist er Teammanager. Ein Job, den der 38-Jährige selbst als „schwierig nachvollziehbar für die Öffentlichkeit“ hält, weil er in jedem Klub anders ausgelegt wird. Beim 1. FC Union ist Christian Beeck, der Teammanager, faktisch gleichberechtigt mit Uwe Neuhaus, dem Trainer. Der Arbeitsvertrag sieht vor, dass beide die Lizenzspielabteilung des Klubs führen. Das ist ein einzigartiges Gefüge im deutschen Profifußball – ähnlich exotisch kommt nur noch die Variante Manager und Trainer in Personalunion daher (wie sie zum Beispiel beim FC Schalke mit Felix Magath praktiziert wird).

Gleichberechtigung zwischen Manager und Trainer: Kann das gutgehen? Dirk Zingler glaubt das schon. Unions Präsident selbst hat die Machtteilung initiiert. Zwar haben Beeck und Neuhaus weiterhin unterschiedliche Aufgaben – der eine ist verantwortlich für Trainingsbetrieb und die Spiele, der andere kümmert sich um Scouting, Transfers und hält Kontakt mit Spielerberatern. „Entscheidungen aber treffen beide gemeinsam“, sagt Zingler. „Wenn man so will, provoziere ich mit dieser Lösung einen fachlichen Austausch. Die beiden müssen solange miteinander arbeiten und diskutieren, bis ein Ergebnis, eine Entscheidung zustande gekommen ist.“

Dieses Konstrukt sorgt einerseits dafür, dass keiner der beiden die Schuld beim anderen suchen kann, wenn es mal nicht so läuft. Andererseits birgt es doch arg viel Potenzial für Reibereien – und für Neid. Wer will seine Macht schon gerne teilen? Wer seine ausgeheckten Pläne noch zig mal debattieren und womöglich verändern? Wer will zusehen, wie ein anderer den zusammen erarbeiteten Ruhm vielleicht alleine einheimst?

Es darf bezweifelt werden, dass sich Neuhaus und Beeck in voller Harmonie um die Lizenzspielabteilung kümmern. Zur Beziehung mit dem Teammanager lässt Neuhaus wissen: „Ich bin der Trainer, mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Noch vor kurzem wurde der Trainer deutlicher: Er sei der Einzige, der bestimme, wo es langgeht, sagte er. Uwe Neuhaus scheint in dem vermeintlich gleichberechtigten Verhältnis in der Tat den größeren Machtanteil für sich zu beanspruchen. Seine Position gibt das her: Binnen drei Jahren hat er den 1. FC Union von der Regionalliga in die Zweite Liga geführt.

Hätte Beeck vor einem Jahr noch Neuhaus’ Kündigung forcieren können, so scheint er heute nur noch in seinem Schatten zu werkeln.

Dabei arbeitet Beeck in leitender Funktion schon zwei Jahre länger bei den Köpenickern als Neuhaus; er war Teammanager, A-Jugend-Trainer, sportlicher Leiter, Scout, Sportdirektor und ist jetzt wieder – Teammanager. Seit er diesen Titel innehat, hält sich der frühere Sportdirektor mit Aussagen zu den Profis merklich zurück, er sagt, sie zu bewerten, sei „überhaupt nicht meine Aufgabe“. Auch zur kürzlich vom Präsidenten ausgesprochenen Jobgarantie für den Coach hörte man von ihm nichts. Stattdessen sagt er heute zu den Unioner Kräfteverhältnissen: „Ich bin da leidenschaftslos. Ob die Personen, die da arbeiten, gleichberechtigt sind, müssen andere entscheiden.“ Unions Präsident zum Beispiel.

Als „kollegial“ bezeichnet Dirk Zingler das Verhältnis seiner beiden Angestellten, „man muss ja nicht miteinander befreundet sein, um vernünftig zusammenarbeiten zu können“. Nun, eine Freundschaft wird sich in diesem Fußballleben zwischen Uwe Neuhaus und Christian Beeck vermutlich nicht mehr entwickeln. Zu unterschiedlich sind die Charaktere der beiden, zu viel Kompetenz musste Beeck abgeben, zu viel Macht hat Neuhaus seit seinem Amtsantritt im Jahr 2007 angehäuft. Beeck hat sich damit zumindest äußerlich arrangiert. Er sei ausgelastet, sagt er, und aufgeräumter als früher. Die Zeiten, in denen er sich – zuweilen auch in der Öffentlichkeit – lauthals aufregte, scheinen vorbei. Heute sagt ein ruhigerer Christian Beeck: „Ich habe meinen Frieden gefunden.“

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