zum Hauptinhalt

DER 21. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Die Bundesliga kommentiert von Marcel Reif

Wie lange wird das wohl noch gut gehen? Es läuft doch alles verkehrt, geht alles gegen den Strich, widersetzt sich den Regeln, Erfahrungen, Gesetzmäßigkeiten beim Hamburger SV. Der spielt heute bei den Bayern in München. Und nach allen Regeln, Erfahrungen, Gesetzmäßigkeiten hat er keine Chance.

Der HSV hat in der Champions League gespielt, war dann kurz vor dem Abstieg, war Mittelmaß, ist jetzt wieder Spitzenkraft, das ist eine Achterbahnfahrt, wie sie nicht zu verkraften ist. Er hat einen Trainer, den sie lame duck nennen, lahme Ente, weil er aus sehr menschlichen Gründen gekündigt hat. Er hat einen Spieler, der hochklassig ist, Rafael van der Vaart, und der weg will, weg ist. Er hat Thimothee Atouba, einen Spieler, der nicht so gut ist, wie es seine Eskapaden versprechen, der Unruhe schürt und Unruhe schafft. Er hat eine Tradition, die Uwe Seeler heißt und Ernst Happel, Felix Magath und Günter Netzer und Europapokalsieg und die so lähmend ist, weil sie schon so lange her ist. Er hat keine Zukunft.

Hat er nicht? Auf jeden Fall hat er Gegenwart. Er hat eine Gefolgschaft, die treu und fest zu ihrem HSV steht. Er hat ein traumschönes Stadion, in dem Feste zu feiern sind. Er lebt in einer Stadt, die Fußballgelände ist, die schon Fußballgelände war, als anderenorts noch geturnt wurde. Er gehört einfach dahin, wo er ist: nach oben. Und es passt ja. Weil Huub Stevens ein Trainer ist, der genau weiß, was er nach der Saison will, und ebenso genau weiß, was er bis dahin will. Die Spieler wissen immer noch, wo sie dran sind mit ihm, die haben die Laisser-faire-Thomas-Doll-Phase überlebt, die haben Halt gefunden. Weil Rafael van der Vaart die Sonne des Südens sucht, aber erst, wenn es an der Zeit ist. Weil sie inzwischen so seriös geworden sind beim HSV, dass die Eskapaden und Stinkefinger eines Spielers abperlen und die Eiche nicht jucken. Und weil er die Tradition da belässt, wo sie hingehört: im Museum. Zurzeit wird beim HSV nichts mehr zu Tode diskutiert, keine gestrigen Besserwisser reden mehr mit. Und siehe: Es ist Ruhe. Und der HSV ist da, wo er hingehört – oben. Allein, wie lange wird es noch gut gehen?

Zur Startseite