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DER 22. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Die Bundesliga kommentiert von Marcel Reif

Im Grunde genommen ist alles wie immer auf Schalke. Es geht vollmundig in die Saison – und recht schnell kleinlaut weiter. Dann wird nachgerüstet auf dem Transfermarkt, ohne nennenswerte Wirkung. Als Nächstes kommt Unruhe auf im Umfeld, und es mischt sich jemand ein, früher der Manager, heute der Präsident. Der stellt den Trainer infrage, was wiederum die Mannschaft beflügelt, in ihrer Behäbigkeit fortzufahren. Alles wie immer und doch ganz anders, nämlich viel dramatischer.

Weil sie ja auf Schalke versucht haben, eine eigene Kultur aufzubauen nach dem Trainer Stevens, nach der Ära des Managers Assauer und mit einem russischen Ölgeldfluss. Und der Ertrag all der sündhaften Ausgaben, des Kotaus vor einem Investor, des Umbaus in ein profitorientiertes Erfolgsunternehmen? Schon Platz drei dürfte aus Sicht von Gasprom unter Wert notiert sein.

Und was noch mehr wiegt, das ist die sinkende Stimmung des Anhangs. Der war mal gefühlig, viel gefühliger als anderswo, der ist für Schalke schon mal in die Emscher gesprungen und in den Tod. Und wenn es sportlich wieder nicht klappte, dann konnte man sich immerhin noch berauschen an einem Derbysieg über den BVB aus der Stadt nahe Lüdenscheid und konnte voller Inbrunst die Tränen des Scheiterns vergießen. Doch auch das Publikum wurde umgebaut und ist inmitten der vielen Millionen, der tollen Arena, den vermeintlich gigantischen Spielern zum Eventpublikum geworden. Das vergießt keine Tränen für die schicksalhafte Erfolglosigkeit, das pfeift, das schimpft. Gestern, als es gegen das Münchner Vorbild ging, hatte es wieder viel zu schimpfen. Alles wie immer auf Schalke? Nichts ist mehr, wie es war, nur noch viel dramatischer.

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