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Sport: Der Abschied des Meisters

Werder Bremen verliert 1:2 gegen den VfB Stuttgart und hat keine Chance mehr im Titelkampf

Kaum hatte Schiedsrichter Markus Merk ein letztes Mal gepfiffen, da fielen die Spieler des VfB Stuttgart auch schon übereinander her. Timo Hildebrand sprang Markus Stranzl in den Schoß, Markus Babbel herzte Zvonimir Soldo, Jurica Vranjes drückte Christian Tiffert an seine Brust. Im Kollektiv eilten die Stuttgarter hinunter in die Westkurve des Bremer Weserstadions, um ihrem Anhang zu danken. Es sind die Gesten, an denen Fußball-Profis nach großen Siegen so viel Gefallen finden.

Das gestrige 2:1 (0:0) beim Deutschen Meister Werder Bremen war so ein Triumph, der Emotionen entfacht. „Für uns ganz wichtig“, sagte Kapitän Soldo später und fasste die Geschehnisse ziemlich prägnant zusammen: „Nicht gut gespielt, Glück gehabt und gewonnen.“ Besser hätte man es nicht ausdrücken können. Im Duell der Champions-League-Anwärter hatte der VfB gegenüber Werder zwar in allen statistischen Daten wie Torschüsse, Ecken, Flanken oder Ballkontakte das Nachsehen, doch am Ende ein Tor mehr geschossen. „Nicht attraktiv, aber effektiv“, befand Kevin Kuranyi. Mannschaftskamerad Tiffert merkte an: „Wer große Ziele hat, muss so spielen: einfach erfolgsorientiert.“

Tiffert selbst war es, der den Erfolg in Bremen in der 87. Minute sicherte. Einen von Werder-Torwart Andreas Reinke zu kurz abgewehrten Ball nahm Tiffert auf und lupfte ihn gekonnt ins Tor. Konsequent hatten die Gäste damit das Gelb- Rot gegen Bremens Abwehrchef Valerien Ismael drei Minuten zuvor ausgenutzt. Als „psychologische Meisterleistung“ wertete Trainer Matthias Sammer das Siegtor, das für Bremen das Ende des Unternehmens Titelverteidigung bedeutete. „Das ist nicht mehr unsere Sachlage“, sagte Werders Torhüter Andreas Reinke.

Es spricht für Stuttgarts Trainer Sammer, dass er die vor allem in der ersten Halbzeit reichlich aufgetretenen Mängel nicht verschwieg. Da spielte Werder eindeutig besser, der VfB hingegen viel zu passiv. So war es in der Tat unverdient, als Silvio Meißner mit einem Kopfball nach einer Ecke von Aliaksandr Hleb den Gast in Führung brachte (48.). Die Bremer glichen aber alsbald aus: Nach Pass von Daniel Jensen stand Ivan Klasnic frei. Dem Stuttgarter Torwart Timo Hildebrand bugsierte er den Ball durch die Beine ins Tor. „Wenn er sich normal positioniert, hält er den“, sagte Sammer. Der kritisierte Torhüter rettete seiner Mannschaft jedoch noch in der Schlussminute den Sieg, als er einen Kopfball von Tim Borowski aus dem Winkel fingerte.

Den, wie selbst Sammer zugab, „etwas glücklichen Sieg“ verdankte der VfB wieder einmal der disziplinierten Defensivleistung. „Wir spielen seit Wochen nicht gut“, gestand auch Tiffert. „Aber wir gewinnen.“ Und weil der Rasen im Daimlerstadion ausgetauscht sei, könne man auch im Heimspiel nächste Woche gegen Schalke 04 wieder besser Fußball spielen.

Das hält auch Sammer für nötig. „So wie wir agieren, ist das gewiss nicht das Maß aller Dinge.“ Vieles habe ihm nicht gefallen, „da rennst du als Trainer mit dem Kopf gegen die Mauer“. Letztlich aber seien seine Spieler auf dem Weg der von ihm vorgegebenen Entwicklung, „eine mündige und lebendige Mannschaft zu werden“. Vielleicht sind sie sogar ein Titelkandidat. „Wir sollten davon nicht reden“, sagte Hildebrand, „da kriegen einige gleich wieder Flausen im Kopf.“ Sammer sieht es ähnlich: „Von der Meisterschaft zu reden, ist nicht korrekt. Sich damit zu beschäftigen, geht an der Realität vorbei.“

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