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Sport: Der Alba-Trainer glaubt nicht an einen Erfolg in Athen

"Dort zu gewinnen, wäre eine Sensation." Svetislav Pesic gehört üblicherweise nicht zu den Trainern, die eine sportliche Aufgabe für unlösbar erklären, um damit den Erwartungsdruck zu verringern.

"Dort zu gewinnen, wäre eine Sensation." Svetislav Pesic gehört üblicherweise nicht zu den Trainern, die eine sportliche Aufgabe für unlösbar erklären, um damit den Erwartungsdruck zu verringern. Doch vor dem Gastspiel des Deutschen Basketball-Meisters Alba Berlin morgen beim griechischen Top-Team von Panathinaikos Athen strahlt der gebürtige Jugoslawe wenig Optimismus aus. Um nicht zu sagen, er macht einen ziemlich hoffnungslosen Eindruck. "In guten Zeiten, wenn man gesund ist, in guter Form ist, dann hat man immer eine Chance. Auch in Athen", sagt Pesic. "Wenn alle hochmotiviert sind und ruhig bleiben, um ihre Qualität ins Spiel zu bringen, dann: okay."

Aber es sind keine guten Zeiten für Alba. Die letzten drei Pflichtspiele wurden verloren. Eine solche Negativserie gab es zuletzt Anfang des Jahres mit Niederlagen gegen Ljubljana, in Rhöndorf und in Madrid. In Leverkusen wurde eine 18-Punkte-Führung aus der Hand gegeben und 84:87 verloren, was ein Zeichen von Überheblichkeit ist. Vier Tage darauf in Kaunas hatte die Berliner Verteidigung nach einer Führung zur Pause in der zweiten Hälfte keine Kontrolle mehr über das Spiel, kassierte in jenen 20 Minuten 51 Punkte, was ein Zeichen von mangelnder Konzentration ist. Und zuletzt hieß es am Sonnabend 70:72 gegen Bonn, weil der Gegner mannschaftlich geschlossener auftrat, was eigentlich am schlimmsten ist. Denn das Team war immer Albas Stärke.

Das ist momentan nicht der Fall. Ein Grund dafür liegt auf der Hand. Die halbe Mannschaft ist verletzt. Die amerikanischen Leistungsträger Wendell Alexis und Frankie King haben Muskelprobleme und konnten am Montag gar nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Gestern waren sie wieder dabei, doch natürlich nicht in Bestform. Pesic wirkt niedergeschlagen. Zu Saisonbeginn lagen die Probleme ähnlich. Da brauchte das Team lange, bis es sich gefunden hatte. "Und jetzt wieder alles von Anfang an", sagt der Coach, "das ist ein bisschen bitter. Aber jammern nutzt nichts, es kommt keiner, der uns helfen kann, wir müssen uns selbst da herausziehen."

Athen ist allerdings kaum der richtige Ort, einen großen Zug zu schaffen. Obwohl Panathinaikos soeben die erste Saisonniederlage hinnehmen musste: am Wochenende im Prestige-Duell vor 20 000 Zuschauern gegen Olympiakos Piräus (68:69). Doch über die Favoritenrolle des 20-maligen Griechischen Meisters gibt es keinen Zweifel. Schon das Hinspiel gewann Panathinaikos 73:54, so wie auch alle anderen acht Spiele in der Europaliga, egal, ob auswärts oder daheim. Das Starensemble um die Jugoslawen Bodiroga und Rebraca, den Israeli Kattash und den deutschen Europameister Michael Koch lässt sich durch äußere Einflüsse nicht groß beeindrucken.

Es gibt zwar die theoretische Chance, dass Alba selbst bei einer Niederlage auf einem der drei vorderen Ränge der sehr ausgeglichenen Gruppe B bliebe, wenn nämlich gleichzeitig Real Madrid gegen Tofas Bursa und Zalgiris Kaunas in Ljubljana gewönnen. Dies ist allerdings eine sehr gewagte Hochrechnung. Am wahrscheinlichsten daran ist die Niederlage der Berliner in Athen. Es wäre dann die vierte in Folge. Dass Alba viermal nacheinander verlor, liegt schon etwas länger zurück, da waren die meisten der heutigen Spieler noch gar nicht in Berlin. Es war Anfang 1997, als in Leverkusen und gegen Bonn verloren wurde, dazu kamen die beiden ernüchternden Play-off-Spiele gegen den FC Barcelona. Danach wurde Alba übrigens erstmals Deutscher Pokalsieger und Deutscher Meister.

Dietmar Wenck

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