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Sport: Der Angriff auf Steve Wagner trübt die Stimmung im südafrikanischen Trainingslager

In den täglichen Kurzmeldungen der "Cape Times" über Mord, Totschlag, Überfall und Vergewaltigung steht auch diese routinemäßige Nachricht: "Der Physiotherapeut des Ajax Cape Town Football Club, der Deutsche Steve Wagner, wurde mit einer Kugel im Bauch neben seinem Wagen auf der Straßenseite liegend in Observatory gefunden. Sein Zustand war ernsthaft, aber stabil.

In den täglichen Kurzmeldungen der "Cape Times" über Mord, Totschlag, Überfall und Vergewaltigung steht auch diese routinemäßige Nachricht: "Der Physiotherapeut des Ajax Cape Town Football Club, der Deutsche Steve Wagner, wurde mit einer Kugel im Bauch neben seinem Wagen auf der Straßenseite liegend in Observatory gefunden. Sein Zustand war ernsthaft, aber stabil. Jeder mit Informationen über diese Schießerei möchte sich beim zuständigen Untersuchungsbeamten Eben Minnie auf dessen Mobiltelefon melden." Man kann davon ausgehen, dass niemand diese Nummer gewählt hat oder noch wählen wird. "Wenn man diese Meldungen in der Zeitung liest, berühren sie einen nicht weiter", sagt Axel Schulz. Im diesem Fall aber ist der Schwergewichtsboxer tief betroffen. Denn Stefan Wagner ist sein Masseur im Trainingslager in Südafrika.

In der Nähe von Kapstadt, in dem Villenviertel "Sunset Beach" direkt am Meer, bereitet sich Axel Schulz seit fünfeinhalb Wochen auf den Europameisterschaftskampf gegen Wladimir Klitschko am 25. September in Köln vor. Wagner, einst Masseur beim Eishockey-Klub EV Landshut, ehe er sich vor zehn Monaten am Kap niederließ, hatte nachts in einer einsamen Gegend eine Reifenpanne. Er hatte gerade das Rad an seinem alten Citroën gewechselt, als zwei Schwarze auftauchten und ihm Hilfe anboten. Als Wagner sagte, es sei schon okay, und sich abdrehte, schoss einer der beiden. Sie raubten ihn aus und verschwanden in der Dunkelheit. Der Schwerverletzte schleppte sich in seinen Wagen und fuhr noch bis in den Kapstadter Stadtteil Observatory, wo ihn Passanten fanden. Nach einer dreistündigen Operation im nächstliegenden Krankenhaus war der Masseur außer Lebensgefahr. So habe ihm Wagner den Hergang des Überfalls am Telefon geschildert, berichtete Schulz, als der Niedergeschossene sich nach drei Tagen etwas erholt hatte.

"Da kriegst du schon einen Riesenschreck", sagte Schulz und sprach von den Regeln, wie man sich bei einem bewaffneten Überfall in Kapstadt verhalten müsse: "Sofort alles freiwillig hergeben." Wagner werde er natürlich im Krankenhaus besuchen. Eine unwillkommene Abwechslung vom Trainingsalltag, die den sensiblen Boxer nachdenklich zurücklässt.

Hartmut Scherzer

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