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Der Konrad von der Bank. Konrad Wilczynski ist nur zweite Wahl. Foto: dpa

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Sport: Der Anton verstummt

Für Füchse-Handballer Wilczynski wurde nach jedem Tor ein Lied gespielt, diese Zeiten sind vorbei

Berlin - Es gab Zeiten, in denen der „Anton aus Tirol“ der große Hit bei den Heimspielen der Füchse in der Handball-Bundesliga war. Jedes Mal, wenn Konrad Wilczynski ins Tor traf, wurde das Lied kurz danach angespielt. In der Saison vor drei Jahren, als der Österreicher mit 237 Treffern sogar erfolgreichster Werfer in der Bundesliga wurde, ertönte der Hit immerhin 127 Mal.

Dieses Ritual gibt es zwar immer noch, aber es ist eine Rarität geworden. Der Grund dafür heißt Ivan Nincevic. Der Kroate ist bei Dagur Sigurdsson, dem Trainer der Füchse, dank überragender Leistungen erste Wahl, während Wilczynski nur noch sporadisch zu Einsätzen kommt. „Das ist eine Situation, die ich zwar akzeptiere, aber mit der ich nicht zufrieden bin“, sagt der Linksaußen. Auch die Aussage von Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning tröstet ihn nur wenig. Hanning hatte gesagt, dass die Wechselspieler auf der Bank letztlich diejenigen sein werden, deren Leistung über die kraftraubende Saison hinweg maßgeblich die Endplatzierung des Teams in der Saison bestimmen wird.

So heißt es für Wilczynski auch im heutigen Spiel bei Frisch Auf Göppingen (20.15 Uhr) wieder, dass er auf seine Chance warten muss. Dies bedeutet für ihn eine Zwickmühle. Damit der zum Saisonende auslaufende Vertrag verlängert wird, wären Top-Leistungen dringend notwendig. Die Meinungen der Füchse- Chefs scheinen in dieser Frage uneinheitlich zu sein. Während Präsident Frank Steffel den Österreicher gern weiter in Berlin hätte, will sich Hanning noch nicht festlegen: „Ich warte mal die Spiele im Dezember ab, dann fahre ich über den Jahreswechsel eine Woche in den Urlaub und werde dieses Thema angehen.“ Im Gegensatz zur bereits geklärten Personalie des Nationaltorhüters Silvio Heinevetter und der anstehenden Entscheidung mit Kapitän Torsten Laen sieht er demnach auf Linksaußen keinen erhöhten Handlungsbedarf.

Wilczynski gibt sich derweil kämpferisch. „Ich fühle mich gut“, sagt er, „außerdem bin ich in Berlin auch noch nicht fertig.“ Hanning und Sigurdsson seien jedoch noch nicht auf ihn zugekommen, deshalb wisse er noch nicht, wo er in der kommenden Saison spielen werde. Voran geht es derzeit nur in seinem Wirtschaftsstudium an der Universität Wien, wo ihm im Bereich Marketing/Sport noch eine Prüfung und die Diplomarbeit fehlen. Und natürlich mit dem Füchse-Team insgesamt, das als sensationeller Tabellenzweiter weiter einen schönen Traum ohne Illusionen lebe. „In Göppingen sind wir wieder Außenseiter“, sagt Wilczynski, „aber wieder einer mit guten Chancen.“ Das ist diplomatisches Understatement.

Es hört sich an, als spräche der Österreicher über die Rolle der österreichischen Nationalmannschaft, mit der Wilczynski im Januar in Schweden seine WM-Premiere erleben wird. In diesem Team gehört er nach wie vor zum ersten Aufgebot. Der Unterschied zu den Füchsen ist dabei nur, dass dort für ihn noch nie ein spezielles Lied bei einem Tor gespielt wurde. „Berlin, das ist schon was Besonderes“, erklärt Wilczynski.

Deshalb würde er, trotz der für ihn nicht einfachen Situation, auch sehr gerne bleiben.

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