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Sport: Der Bart bleibt dran

Union kann noch in die Zweite Liga aufsteigen. Dafür braucht es aber ein kleines Fußball-Wunder

Wenn alles nach Plan läuft, ist es am kommenden Samstag so weit, und Shergo Biran darf sich endlich wieder rasieren. In der letzten Zeit trug der Torjäger vom 1. FC Union Berlin Vollbart, ebenso wie seine Mitspieler Torsten Mattuschka, Sebastian Bönig und Christian Stuff. Damit haben sie einen Brauch aus dem Eishockey übernommen. Dort lassen die Spieler ihren sogenannten Play-off-Bart wachsen, bis die Saison vorbei ist. Es gilt das Motto: Wer rasiert, verliert.

Genau das wollen die Berliner Fußballer derzeit weniger denn je. Im Meisterschaftsfinale gegen Rot-Weiß Oberhausen am Samstag entscheidet sich, ob dem Fußball-Regionalligisten der Aufstieg in die Zweite Liga gelingt. Ein bisschen Hoffnung gibt es nach dem vergangenen Wochenende: Am Samstag verdarb Rot-Weiß Erfurt mit einem 0:0 Oberhausen die Aufstiegsparty, Union dagegen konnte einen 7:3-Erfolg gegen den VfB Lübeck erringen. Um in die Zweite Liga zu kommen, brauchen die Berliner (60 Punkte) am 31. Mai einen Sieg mit vier Toren Unterschied gegen Oberhausen (63 Punkte). Und Fortuna Düsseldorf (61 Punkte) darf am selben Tag höchstens unentschieden gegen Erfurt spielen. Dass die Wahrscheinlichkeit dafür nicht sehr groß ist, gibt selbst Trainer Uwe Neuhaus zu: „Wir brauchen ein kleines Fußball-Wunder“, sagte er.

Die Statistik dieser Saison spricht auf jeden Fall nicht dafür, dass der 1. FC Union die Oberhausener, die mit nur 32 Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga stellen, deklassieren kann. Von den bisherigen 35 Punktspielen gewannen die Berliner nur zwei mit vier Toren Differenz: Das Heimspiel gegen den Letzten VfL Wolfsburg II am 25. August endete 4:0. Hinzu kommt das 7:3 vom Sonnabend in Lübeck. Auch die offensichtliche Heimschwäche der Mannschaft lässt Zweifel am Sprung in die Zweite Liga aufkommen. Von den letzten sechs Spielen in Köpenick konnte Union nur gegen Dynamo Dresden (4:2) gewinnen. Und gegen Spitzenteams bis Rang sieben war die Mannschaft bislang im Stadion An der Alten Försterei nur gegen Werder Bremen II (2:0) erfolgreich.

Trotzdem – die Mannschaft hofft: „Wir konzentrieren uns nur auf Oberhausen“, sagte Neuhaus. „Wir werden alles versuchen.“ Am Sonntag war das Stadion An der Alten Försterei leer, die Mannschaft hatte nach dem Sieg gegen Lübeck kurzfristig frei bekommen. Trainiert wird erst wieder am Dienstag. „Physisch müssen wir nicht mehr viel machen“, sagte Neuhaus. „Die Spieler sollen nicht verkrampfen.“

Ausgerechnet im entscheidenden Spiel wird jedoch der größte Hoffnungsträger der Mannschaft fehlen: Shergo Biran, der erst im Winter zu Union kam, ist am Samstag nicht dabei. Der 29-Jährige brachte bei seinem Wechsel aus Babelsberg nicht nur die Empfehlung von neun Toren, sondern auch eine Hypothek von sieben Gelben Karten mit. Im Spiel gegen Lübeck schoss er dann vier Tore, sah aber auch seine zehnte Gelbe Karte. „Ich freue mich für die Mannschaft, dass sie noch eine Chance hat“, sagte Biran. „Persönlich bin ich natürlich traurig, dass ich nicht mehr helfen kann.“

Ihm bleibt also nur der Glaube an den Bart. „Meine Freundin freut sich schon, wenn der endlich abkommt“, sagte Biran. Er aber lasse ihn dran, solange rein rechnerisch noch etwas möglich sei.

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