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Sport: Der Bart für Europa

Nach dem 3:1 über Hannover erreicht Bochum den Uefa-Cup-Platz – Trainer Neururer wird rasiert

Am Ende richtete der Bochumer Blick sich bang zum Betzenberg. Einen seiner beiden Gegner hatte der VfL Bochum am letzten Spieltag der FußballBundesliga schon besiegt. Nach dem 3:1 über Hannover 96 fehlte den Westfalen nur noch das passende Ergebnis aus Kaiserslautern, um sich für den Uefa-Pokal zu qualifizieren. Für einen Augenblick legte sich gespannte Ruhe über das Ruhrstadion. Dann war auch in der Pfalz Schluss, und die Anhänger des VfL konnten sich wieder ihrer eigenen Mannschaft zuwenden. Mit einem 1:1 gegen Borussia Dortmund hatten die Sekundanten aus Kaiserslautern ihren Bochumer Kollegen den Sprung auf den fünften Tabellenplatz ermöglicht. Die Bochumer stehen zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Europapokal.

Mancher Profi konnte es kurz nach Spielende kaum glauben. „Es ist schwer zu realisieren, dass wir wirklich Fünfter geworden sind. Wir können noch nicht richtig fassen, was hier abgeht“, sagte Verteidiger Frank Fahrenhorst, der sich mit einem Tor aus Bochum nach Bremen verabschiedete. Selbst der stets Zuversicht verbreitende VfL-Trainer Peter Neururer zeigte sich überrascht. „Wir haben ein Ziel erreicht, das ich vor einer Woche abgehakt habe.“ Nach der Niederlage in Frankfurt habe er nicht mehr damit gerechnet, abermals an Borussia Dortmund vorbeiziehen zu können. Er hatte seinen Bart dagegen gewettet.

Das Geschehen auf dem Rasen war nicht aufregend. Dennoch gerieten die Bochumer Fans früh in Wallung. Es waren keine zehn Minuten vorüber, da leuchtete auf der Anzeigetafel ein Zwischenergebnis aus Kaiserslautern auf, das die Bochumer sich erhofft hatten. Die Pfälzer führten. Die Bochumer versuchten es mit kontrollierter Offensive – und hatten dann auch selbst Erfolg. Mittelstürmer Peter Madsen nutzte eine Flanke von Vahid Hashemian zum 1:0 (26.). Auch die Anhänger aus Hannover, die den Klassenverbleib ihres Teams feierten, beteiligten sich an der La-Ola-Choreographie. Die Sechsundneunziger auf dem Rasen wollten nicht jeden Spaß mitmachen. Kurz vor der Pause erzielte der frühere Bochumer Stürmer Thomas Christiansen den Ausgleich. Obwohl für die Westfalen bis dahin alles nach Wunsch gelaufen war, daheim wie auf dem Betzenberg, fehlte es ihnen vorübergehend an Durchschlagskraft und an Mut. Statt im eigenen Stadion zeitig klare Verhältnisse zu schaffen, reagierten sie auf das Ergebnis aus Kaiserslautern. „Wir haben mehrmals die Taktik gewechselt“, sagte Neururer.

Im zweiten Durchgang brachte wieder der Zwischenstand aus Kaiserslautern Schwung in die Partie. Nachdem sich der Ausgleich der Dortmunder herumgesprochen hatte, animierte Neururer seine Elf gerade noch rechtzeitig zum Angriff. Nationalspieler Paul Freier, dem wochenlang nichts gelungen war, schoss den VfL in seinem vermutlich letzten Bundesligaspiel für Bochum abermals in Führung (76.). Zuvor schon ausgepfiffen, wurde der Nationalstürmer bei seiner Auswechslung mit stehenden Ovationen verabschiedet. Zwei Minuten vor Schluss erhöhte Fahrenhorst auf 3:1. Den Rest erledigte der 1. FC Kaiserslautern und die Schere in der Hand von Neururers Schwägerin. Der Bart des Trainers fiel.

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