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Sport: Der bittere Weg des Lernens

ODENSE .Shakespeare wußte schon in "Macbeth" zu berichten: "Es ist was faul im Staate Dänemark.

ODENSE .Shakespeare wußte schon in "Macbeth" zu berichten: "Es ist was faul im Staate Dänemark." Da ist mittlerweile auch Franz Reindl, Sportdirektor im Deutschen Eishockey-Bund, drauf gekommen."Es stimmt etwas nicht, wenn kleine Nationen wie Dänemark oder Slowenien mit weniger Möglichkeiten mehr machen als wir", meinte Reindl nach dem 1:6 der Nationalmannschaft bei der B-WM in Dänemark gegen die Gastgeber."Immerhin haben wir 28 000 Aktive und 200 Hallen verglichen mit 5000 Spielern und fünf Hallen in Dänemark." Nur hat eben die Quantität rein gar nichts zu tun mit der Qualität.Und wertet man allein die, sind selbst vermeintliche Eishockey-Exoten den Deutschen weit voraus.Diese Einsicht war um so schmerzlicher, als sie völlig unerwartet kam.Deutschland und Dänemark hatten sich noch nie miteinander gemessen.

Als Bundestrainer Hans Zach in der Pressekonferenz versuchte, die desolate Leistung zu rechtfertigen, ergriff ein kleiner, weißhaariger Herr das Wort."Da ist etwas, das wir uns sehnlichst wünschen", sagt Ejvind Olesen, der Präsident des dänischen Verbandes, bescheiden."Wir waren immer an Länderspielen gegen Deutschland interessiert, haben aber nie eins bekommen.Es wäre schön, wenn ihr wiederkommen könntet, und vielleicht dürfen wir ja sogar einmal in Deutschland spielen." Lernen wollten sie bei diesen Gelegenheiten, meinte Olesen, der sich da vielleicht doch lieber an seine skandinavischen Nachbarn Finnland oder Schweden halten sollte.

Das aktuellste Problem der deutschen Nationalmannschaft ist zur Abwechslung mal nicht der fehlende Nachwuchs, sondern ein totales Versagen der wenigen vermeintlichen Stützen des Teams.Kapitän Jürgen Rumrich, zugleich der erfahrendste Feldspieler, und sein Stellvertreter Mark MacKay, der älteste, standen im bisherigen Turnierverlauf bei vier der elf Gegentreffer auf dem Eis."Es ist ganz gut für die Jungen", hatte Zach vor dem Spiel gesagt, "daß sie im Gegensatz zu ihrer Situation im Verein mal selbst verantwortlich sind für ihr Schicksal." Genau hier lag der Irrtum: Es ist von diesem Kindergarten ein bißchen viel verlangt, nicht nur mit den in der Tat überraschend starken Gegnern, sondern auch noch mit den Totalausfällen Jan Benda, MacKay oder der beiden Ex-Berliner Rumrich und Torhüter Klaus Merk, der zwei Treffer verschuldete, fertig zu werden.

Die Dänen hingegen hatten den Vorteil, daß ihr erfahrendster zugleich ihr überragender Spieler war: Heinz Ehlers, der seinen Vertrag bei den Berlin Capitals um ein Jahr verlängert hat, war zwar an keinem Tor direkt beteiligt, machte aber auch abseits des Pucks alles richtig und wurde als bester Akteur ausgezeichnet.Der Turniersieg ist den Dänen kaum noch zu nehmen.Deutschland dagegen muß von den letzten drei Partien gegen Estland (heute), Slowenien und Kasachstan mindestens zwei gewinnen, um einen Platz unter den ersten drei und damit das Qualifikationsturnier im November für die A-WM 2000 zu erreichen."Es gibt drei Wege zu lernen", sagt Zach: "Durch Zuhören, das ist der edelste.Durch Nachahmen, das ist der einfachste.Und durch Erfahrung, das ist der bitterste, und den sind wir gegen Dänemark gegangen." Wenn die Hoffnung schwindet, flüchten also auch gelernte Metzgermeister zur Philosophie ...

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