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Sport: Der Botschafter von der Grundlinie

Tennisprofi Rainer Schüttler versucht sich als Organisator

Düsseldorf. Rainer Schüttler ist jetzt Botschafter. Der beste deutsche Tennisspieler wirkt ab sofort als offizieller Fürsprecher des World Team Cups, jener gemütlichen Mannschafts-WM der Tennisspieler in Düsseldorf, die allen Spielern viel Spaß macht, aber nur einen begrenzten sportlichen Wert besitzt und Ende Mai zum 27. Mal ausgetragen wird. Der Grundlinienspezialist Schüttler gehört dort nun sogar zum Organisationsteam, weil Horst Klosterkemper das gern wollte. Klosterkemper war 25 Jahre Turnierdirektor in Düsseldorf und wird übernächsten Montag Europachef der Tennisvereinigung ATP in Monte Carlo. Weil er Ehrenpräsident des World Team Cups bleibt, hat er mit Schüttler eine Verabredung getroffen, die Signal und Symbol zugleich sein soll für das künftige Miteinander von Funktionären und Tennisprofis. „Turnierveranstalter und Spieler verstehen sich in der ATP noch nicht genug als Team“, sagt Klosterkemper. Der 65-Jährige hat die Verbesserung dieses Verhältnisses zur Priorität seiner künftigen Arbeit erhoben. In Düsseldorf wolle er nun „ein Zeichen setzen“. Schüttler soll mit gutem Beispiel vorangehen und dem Tennis in Deutschland als mündiger Profi auf die Sprünge helfen.

Wie, hat er allerdings noch nicht zu erläutern vermocht. Ideen habe er schon, sagt Schüttler, aber die behalte er vorerst lieber für sich. Demnächst bekommt er ein beigefarbenes Sakko und Visitenkarten, auf denen „Botschafter“ stehen wird und die er dann munter verteilen soll. „Aber eigentlich wird das Tennisspielen meine erste Priorität bleiben“, sagt er. Schüttler ist als Weltranglisten-Sechster der derzeit beste deutsche Tennisspieler und hat trotz seiner Erstrundenpleite in Melbourne und einer betrüblichen Jahresbilanz von bislang drei verlorenen Einzeln durchaus nicht vor, seine aktive Laufbahn bereits zu beenden. „Olympia 2008 in Peking“ nennt der 27-Jährige als avisierte Abschiedsvorstellung. So lange will er nicht nur durchhalten, sondern sich weiter in die Weltspitze hinein spielen.

Dass er in Düsseldorf nun auch in den administrativen Bereich hineinschnuppert, findet er wichtig „für mein späteres Leben als Geschäftsmann“. Das glaubt auch Klosterkemper, für den die symbolische Installation eines Spielers im Turniermanagement eine weichenstellende Maßnahme für die künftige Arbeit in der ATP ist. Dort ist Klosterkemper schließlich auch für die „Player’s relation“ verantwortlich und will den Einfluss der Profis stärken, weil er die Zusammenarbeit von Spielern und Veranstaltern als Basis für eine erfolgreiche Zukunft der ATP-Turnierserie betrachtet.

„Viele Entscheidungen werden mit uns Spielern nicht abgesprochen“, sagt Schüttler. Das müsse anders werden. Mit dieser Botschaft im Gepäck wird Schüttler künftig durch die Welt reisen. Übernächsten Montag will er bei seinem nächsten Turnier in Rotterdam den ersten Sieg des Jahres verbuchen und nebenher mal darauf achten, ob sich auch jemand für seine neue Rolle als Botschafter interessiert.

Ulrich Hartmann

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