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... und jetzt aufs Grün! Aus denkbar schlechter Position stieg Bubba Watson auf zum Masters-Sieg. Foto: AFP

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Sport: Der Champion aus dem Unterholz

Dank eines sensationellen Schlages gewinnt Bubba Watson das US Masters in Augusta.

Nein, eine Golfstunde hat Bubba Watson nie bekommen, seinen Schwung nie auf Video gesehen. Drives über 300 Meter sind für den Longhitter kein Problem. In endlos weiten Rechts- und Linkskurven lenkt er seinen Ball über den Platz. „Ich kann den Ball gerade spielen, aber das ist nicht das, was ich wirklich will“, erklärt er sein Spiel, das man unter der Bezeichnung „Bubba-Golf“ kennt. Bubba Watson ist der Profi, der Golf anders spielt als alle anderen. Nur deshalb konnte er am Sonntag das US Masters im Augusta National Golf Club gewinnen. Wer sonst hätte im Stechen am zweiten Extraloch gegen Louis Oosthuizen einen Katastrophen-Abschlag in die Bäume noch in einen Sieg umgemünzt?

„Ich musste den Ball nur 30 Meter hoch über die Bäume aufs Grün hooken. Ich bin den Hook gewöhnt“, erklärte der gänzlich in Tränen aufgelöste Watson nach der Runde seinen Schlag mit extremer Rechtskurve aus 140 Meter Entfernung. Was sich so einfach anhört, war in Wahrheit ein Kunststück, das neben Watson vielleicht noch Phil Mickelson oder Tiger Woods zustande gebracht hätte. Aus dem Unterholz der Bäume hervor schlug der Amerikaner mit einem kurzen Eisen den Ball hoch über die Baumspitzen und ließ ihn in einer enormen Bogenlampe auf dem Grün, sechs Meter neben der Fahne, landen. Dem Kontrahenten Oosthuizen nahm der perfekte Schlag jedes Selbstbewusstsein. Während der Südafrikaner vom Grünrand noch drei Schläge zum Bogey benötigte, hatte Watson zwei Putts zum sicheren Par und dem ersten Majorsieg seiner Karriere.

Der ungewöhnliche Befreiungsschlag des 33-Jährigen bedeutete den Höhepunkt eines Finaltages voller Überraschungen. Während Spieler wie Rory McIlroy und Luke Donald das Turnier bereits am frühen Nachmittag auf den mittelmäßigen Plätzen 40 und 32 beendeten, Tiger Woods die Anlage nach einer lustlosen 74-er Runde mit dem schlechtesten Ergebnis seiner Masters-Karriere beendete, spielte Louis Oosthuizen am zweiten Loch einen Albatross. Mit einem Eisen 4 lochte der 29-Jährige auf dem Par-5-Loch aus 282 Metern ein. In der Geschichte der US Masters ist ein solcher Schlag an diesem Loch noch nie gelungen.

Oosthuizens Mitspieler Watson fand den Schlag wenig motivierend: „Ich habe nur noch den Kopf eingezogen und auf die Birdie-Chancen während der zweiten Hälfte der Runde gehofft.“ Der Südafrikaner zog dem Feld davon, die Gruppe seiner Verfolger reduzierte sich schnell. Phil Mickelson verlor drei Schläge am vierten Loch, an dem der Linkshänder vergeblich versuchte, seinen Ball rechtsherum aus den Bäumen aufs Grün zu schlagen. Nach dem Triple-Bogey mit sechs Schlägen spielte der dreifache Masters-Champion makellos. Am Ende teilte er sich den dritten Rang mit Lee Westwood, Matt Kuchar und Peter Hanson.

Vier Birdies in Folge an den Bahnen 13 bis 16 brachten kurz vor Schluss der Runde Bubba Watson wieder ins Spiel. Am 16. Loch zog er mit Oosthuizen beim Stand von zehn unter Par gleich, mit jeweils zwei Pars beendeten die Spielpartner ihre Runde, bevor Watsons Schlag aus den Bäumen im Stechen die Entscheidung brachte. „Ich habe einen verrückten Schlag gemacht, den ich irgendwie im Kopf hatte, und jetzt sitze ich hier mit einem grünen Jackett“, sagte er am Abend. Sein zweites Major-Play-off fand ein gutes Ende. 2010 verlor er in Whistling Straits im Stechen der US PGA Championship gegen Martin Kaymer.

Anders als Watson kommt der Deutsche mit den trickreichen Grüns von Augusta National nach wie vor nicht zurecht. Während Phil Mickelson am Sonntag vor der Runde noch einen kleinen Mittagsschlaf hielt, arbeitete sich der Deutsche schon durch seine Runde, die er am Ende mit 72 Schlägen und einem Gesamtergebnis von sechs über Par auf dem geteilten 44. Platz beendete.

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