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Sport: Der den Wahnsinn begreift

Mathias Klappenbach über Christoph Daum und den 1. FC Köln

Auf Plakaten der Fans stand „Habemus Daum“, als der Trainer vor dieser Saison zum 1. FC Köln zurückkehrte. Der Klub und sein Umfeld gelten nicht zu Unrecht als größenwahnsinnig, da schien der assimilierte Kölner Christoph Daum doch genau der Richtige zu sein, um den FC wieder dahin zu bringen, wo er nach seinem Selbstverständnis von Natur aus hingehört. Daums Image – das alte aus einer längst verjährten Vergangenheit – ist das eines Getriebenen mit flackerndem Blick, der seine Spieler zur Motivationssteigerung über glühende Kohlen laufen lässt.

In dieser Saison hat er im Mittelkreis des Kölner Stadions geheiratet, dem von ihm selbst mit zusammengestellten Kader die Fähigkeit zum Aufstieg prinzipiell abgesprochen und die Schiedsrichter in einem Verschwörungstheoretiker-Auftritt beschuldigt, den FC systematisch zu benachteiligen. Typisch Daum? Der Angriff auf die angeblich dunklen Mächte sei kalkuliert gewesen, um die Mannschaft wachzurütteln, hat er später gesagt. Überhaupt stellt sich bei dem gereiften Daum die Frage, welche seiner Auftritte nur inszeniert sind und welche nicht.

Jetzt zögert Daum, klar zu sagen, dass er bleiben wird. Nur Show? Der Messias erscheint allerdings nur ein Mal, und das Aufatmen, wenn Daum sein Bleiben dann verkündet, wird nicht halb so groß sein, wie es die Hoffnungen bei seiner Rückkehr waren. Daum ist nun da, und im nächsten Jahr gibt es nicht so viel zu gewinnen. Gerät der FC in Abstiegsgefahr, ist der Erklärungsbedarf schnell groß. Ein guter Mann dafür ist einer, der weiß, wie Größenwahnsinnige ticken.

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