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Die Mitglieder des Organisationskomitees der Fußball-WM 2006 Horst R. Schmidt, Franz Beckenbauer, Fedor Radmann und Wolfgang Niersbach (v.l.) im Jahr 2000

© dpa/Schrader

Der DFB und die WM-Vergabe 2006: Was steht im Freshfields-Bericht?

Eine dubiose Millionenzahlung, Namen von Beckenbauer bis Niersbach. Wer wusste was wann? Ab 13.30 Uhr soll der Freshfields-Bericht Fragen zur Vergabe der WM 2006 beantworten.

Ab 13.30 Uhr hat das monatelange Warten an diesem Freitag ein Ende. Praktisch auf neutralem Platz präsentieren die Ermittler der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer heute in einem Hotel in Frankfurt/Main die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland. Auftraggeber: der Deutsche Fußball-Bund (DFB).

Im Mittelpunkt steht viel Geld: eine dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Im Mittelpunkt stehen aber auch mittlerweile fast nur noch ehemalige ranghohe und namhafte deutsche Fußball-Funktionäre. Allen voran Franz Beckenbauer, damals der Chef des Organisationskomitees.

Der Report, der zeitnah nach der Pressekonferenz auch im Internet veröffentlicht wird, soll endlich Klarheit darüber bringen, wie weit Beckenbauer und die anderen WM-Organisatoren gingen, um die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu holen. Oder wann genau welcher Top-Funktionär wovon wusste. Und vor allem: War das Sommermärchen nun gekauft oder nicht?

Als gesichert gilt nur, dass der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus die 6,7 Millionen Euro im Auftrag der deutschen WM-Macher an die Finanzkommission des Weltverbands überwies - und sein Geld auch 2005 über den Umweg eines Fifa-Kontos wieder zurückbekam. Allerdings vom WM-OK bewusst verschleiert und falsch deklariert.

Wer das Geld bekam und zu welchem Zweck, ist noch nicht geklärt. Laut Beckenbauer, dem ehemaligen DFB-Chef Wolfgang Niersbach und Co. sicherten sie damals mit dem Geld einen Organisationszuschuss. Im Raum steht aber auch, dass korrupte Fifa-Funktionäre das Geld verwendeten, um 2002 den Wahlkampf ihres damaligen Präsidenten Joseph Blatter zu finanzieren.

Eine weitere Möglichkeit ist nach wie vor die Ausgangsthese des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, das den Skandal im Oktober 2015 ans Licht brachte. Danach wurden mit den 6,7 Millionen nachträglich Wahlmänner der FIFA bezahlt, die im Sommer 2000 über die Vergabe der WM entschieden.

DFB-Interimspräsident Rainer Koch rechnet am Freitag jedenfalls mit „spannenden Stunden“. Bevor die Kanzlei in dem Hotel am Flughafen der Bankenmetropole ihren Bericht der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz präsentiert, informieren die Ermittler den Vorstand des Verbandes. „Und dann werden wir hoffentlich gemeinsam feststellen können, dass der DFB hier umfassend, transparent und nach besten Kräften die Vorgänge rund um die Zahlung der 6,7 Millionen Euro aufgeklärt haben wird“, sagte Koch.
Für den DFB ist der Schaden durch den Skandal bereits jetzt groß.

Die Zweifel an einer rechtmäßigen Vergabe beschädigten das Image des größten Fachsportverbandes der Welt. Präsident Niersbach trat im November von seinem Posten zurück. (dpa)

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