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Sport: Der Engel hilft

Die Mexikaner bezwingen den Iran mit 3:1

Als der Schlusspfiff ertönte, streckte Oswaldo Sanchez beide Arme in die Luft, lange Sekunden schaute Mexikos Torwart in den Himmel, winkte scheinbar seinem toten Vater zu und brach dann weinend zusammen. In diesem Augenblick war bereits die gesamte Mannschaft auf dem Weg in Richtung Tor, um Sanchez in die Arme zu nehmen. Was es emotional bedeuten muss, am Mittwoch den Vater durch einen Herzinfarkt zu verlieren und vier Tage später bei einer Weltmeisterschaft die Verantwortung im Tor zu tragen, weiß nur Sanchez. Nicht immer hatte er sicher gewirkt, aber die Mannschaft schenkte den 3:1 (1:1)-Sieg über den Iran seiner Familie.

Auch wenn es ein wenig makaber klingt, aber das Schicksal von Sanchez’ Vater hat Mexikos Fußball-Team enger zusammengeführt. Selbst der hartgesottene und nicht gerade für Einfühlsamkeit bekannte mexikanische Trainer Ricardo La Volpe konnte sich dem allgemeinen Pathos nicht entziehen und sagte: „Oswaldos Vater hätte gewollt, dass sein Sohn heute für ihn spielt. Er hat einen Engel geschickt, damit er seine Aufgabe in diesem Turnier erfüllt.“

Sanchez’ Kollege auf iranischer Seite erfüllte seinen Job nicht zur Zufriedenheit der Fans. Genau genommen führte sein Aussetzer in der 76. Minute zum vorentscheidenden 2:1 für Mexiko.Torwart Ebrahim Mirzapour hatte den Ball höflich zum Gegner gespielt, der eingewechselte Zinha passte auf Bravo, der seinem Namen zum zweiten Mal Ehre machte und nach dem 1:0 in der 28. Minute erneut traf. Kurz darauf schlief Irans Elf erneut, und Zinha köpfte das 3:1 (79.). Zu diesem Zeitpunkt war die Führung Mexikos längst verdient, denn die Iraner hatten rätselhafterweise Mitte der zweiten Hälfte das konzentrierte Tagewerk, das sie bis dato mehr als ordentlich verrichtet hatten, eingestellt. Dabei hatte Golmohammadis zwischenzeitlicher Ausgleich (36.) zu Unsicherheiten auf Mexikos Seite geführt.

Nun aber wurde der Ball nur herausgeschlagen, und Trainer Branko Ivankovic gestand: „Keiner weiß, was passiert ist.“ Enttäuscht sprach er von „misslichen Fehlern“ und trauerte der ersten Halbzeit nach, „in der die Mexikaner zwar ein Übergewicht hatten, aber wir die Kontrolle“. Ein Grund allerdings war, das gab auch Ivankovic zu, dass der starke Karimi vom FC Bayern nach seiner Auswechslung nicht zu ersetzen war. Nach seiner kurierten Verletzung reichte es nur für 65 Minuten.

Karimi und Nekounami allein hatten so stark begonnen, als wollten sie Mexiko zu zweit besiegen. Technisch versiert, mit gutem Passspiel entkamen Irans Kicker ein ums andere Mal den dicht gestaffelten Mexikanern. Vorne allerdings war der ehemalige Bundesliga-Profi vom FC Bayern und Hertha BSC, Kapitän Ali Daei, ein Totalausfall. Daei selbst fand seine Leistung „in Ordnung“, mäkelte am Können der Mexikaner herum und gab seinem Torwart die Schuld an der Niederlage.

Die Mexikaner wiederum wussten, dass sie sich vor allem im eigenen Spielaufbau steigern müssen. In der Rückwärtsbewegung aber können sich die Deutschen einiges abgucken, denn wenn der Iran mit Karimi kontern wollte, zauberte Mexiko manchmal gleich vier Spieler herbei, um den Gegner zu umzingeln. Entsprechend entspannt gaben sich die Mexikaner. Probleme? Welche Probleme: „Jede Mannschaft der Welt hat bei einer WM Probleme im ersten Spiel“, sagte Stürmer Guillermo Franco grinsend und verschwand.

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