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Sport: Der Enttäuschte

Albas Präsident Dieter Hauert rätselt, warum in der Europaliga die Zuschauer fehlen

Berlin. Über ein Zukunftsszenario ist sich Marco Baldi inzwischen sicher. „Die NBA wird nach Europa kommen“, erzählt der Vizepräsident von Alba Berlin, „wann und wie das passieren wird, ist alles noch unklar.“ Bis 2010 hat NBA-Commissioner David Stern im vergangenen Jahr geäußert, sehe er gute Möglichkeiten für NBA-Franchises in Europa. Inwiefern sich auch der Europaligist Alba Berlin an dieser Unternehmung beteiligen wird, möchte Präsident Dieter Hauert nicht einschätzen. „Damit kann sich mein Nachfolger beschäftigten.“

Die nahe Zukunft birgt genügend Sorgen für ihn und seinen Basketballklub. Sein Team ist vor dem heutigen Spiel gegen die spanische Spitzenmannschaft Pamesa Valencia (Max-Schmeling-Halle, 19.30 Uhr) in der Europaliga aussichtslos auf den vorletzten Platz zurückgefallen. Dabei hatte der Klub nach sieben deutschen Meistertiteln in Serie vor der Saison das Erreichen der Runde der besten 16 als Ziel ausgegeben. „Sicher sind wir enttäuscht“, sagt Hauert, der dem Verein seit der Gründung 1991 als Präsident vorsteht. Das Bittere dürfte die Erkenntnis sein, dass die aktuelle Mannschaft das Potenzial dazu gehabt hätte. Dass es nicht geklappt hat, macht der Vereinschef an zwei Gründen fest: „Wir haben schlecht gespielt und wir hatten Verletzungspech.“

Nun ist dies schon die dritte Saison in Folge, bei der Alba auf europäischer Ebene lediglich einen der letzten Plätze belegt. Vor zwei Jahren siegte das Team von Trainer Emir Mutapcic in 14 Spielen nur dreimal, in der letzten Saison gelangen vier Siege. Für den Präsidenten ließe sich die Erfolglosigkeit in Europa auf einfache Weise lösen. „Geben Sie mir zwei, drei gute Spieler mehr, dann ist das Problem vom Tisch.“

Mit rund fünf Millionen Euro Saisonetat zählt Alba zu den ärmeren Klubs der Europaliga. „Wir holen Spieler, die bei uns weniger Geld bekommen als in anderen Ländern“, sagt der Präsident. So leistet sich der heutige Gegner Valencia eine teure Europaauswahl, deren bekannteste Spieler der Franzose Antoine Rigaudeau (zuvor beim NBA-Klub Dallas Mavericks), der Serbe Dejan Tomasevic und der Argentinier Fabricio Oberto sind. Hauert hofft, dass sich der wirtschaftliche Abstand zu den Topklubs in den nächsten Jahren verringert. „Dazu müssen wir zwei Millionen Euro mehr im Jahr haben und endlich ordentliche Steuergesetze kriegen.“ In anderen Ländern würde ein Spieler schon mal 500 000 Euro außerhalb des offiziellen Gehalts bekommen. „Nicht, dass ich das auch machen will, aber es gibt in Ländern wie Jugoslawien oder Griechenland andere Möglichkeiten, Spieler zu bezahlen.“ Er hofft, dass wieder mehr Sponsorengelder fließen, wenn sich in Deutschland die Wirtschaft erholt hat.

Inzwischen besuchen immer weniger Zuschauer die Europaligaspiele der Berliner. Kamen in der vergangenen Saison durchschnittlich 5691 Zuschauer, sind es bislang nur noch 4877. Ein Rückgang um 14 Prozent. Bei Alba rätseln die Verantwortlichen über die Ursachen: Sind die internationalen Gegner zu unattraktiv, liegt der Termin ungünstig, kosten die Fernsehübertragungen Zuschauer? Letztendlich aber glaubt Hauert: „Alles wäre anders, wenn wir gut spielen würden und eine Runde weiter kämen.“

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