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Sport: Der Entwicklungshelfer

Von Karin Sturm Barcelona. In der Boxengasse schüttelten manche ungläubig die Köpfe.

Von Karin Sturm

Barcelona. In der Boxengasse schüttelten manche ungläubig die Köpfe. Sie wollten nicht wahrhaben, was sie soeben gesehen hatten. Heinz-Harald Frentzen war beim Freien Training zum Formel-1-Rennen in Barcelona plötzlich auf Rang zwei aufgetaucht. Mit einem angeblich nicht ganz leerem Tank, also in einem schweren Auto.

„Ganz voll war der Tank natürlich auch nicht“, relativierte Frentzen kurz danach, „aber es sieht schon ziemlich gut aus. Ich will hier unter die Top Ten.“ Das gelang ihm in der Qualifikation am Samstag mit Platz zehn auch tatsächlich. „Wir haben letzte Woche beim Testen in Silverstone auf jeden Fall noch einmal einen Schritt in die richtige Richtung getan. Dazu haben wir von Cosworth eine neue Motoren-Entwicklungsstufe bekommen", meinte Frentzen. Wie der Mönchengladbacher in den letzten Monaten das marode Arrows-Team voranbrachte, findet in der Szene Beachtung. Wieder einmal zeigt sich, dass Frentzen zu den besten Technikern unter den Piloten gehört - wenn man ihn nur arbeiten lässt und ihm zuhört.

Das bedurfte am Anfang gewisser Überzeugungsarbeit. Denn Arrows hatte in den letzten Jahren immer junge, unerfahrene Piloten, die sich durch Sponsorengelder eingekauft hatten. „Für die ist das etwas Neues, dass sich ein Fahrer so mit allen Details beschäftigt“, sagt der 34-Jährige. „Aber ich bin mir für kein noch so langes Meeting zu schade.“ Als Arrows zwischen Saisonstart und dem vierten Rennen in Imola aus finanziellen und logistischen Gründen nicht testen konnte, flog Frentzen sogar zwischen den Rennen in Australien und Malaysia nach England ins Werk zurück, um dort zusammen mit den Ingenieuren anhand umfangreicher Datenanalyse theoretische Weiterentwicklung zu betreiben.

Und die Herausforderung, etwas komplett Neues aufzubauen, macht ihm offensichtlich Spaß: „Ich habe von Anfang an gesehen, dass Potenzial da ist, dass man aus der Basis etwas machen kann.“ Auch das Wissen, dass viel Arbeit auf ihn zukommen würde, schreckte Frentzen nach seinem Rauswurf bei Jordan und der Pleite seines nächsten Arbeitgebers Prost nicht davon ab, zu Arrows zu gehen: „Sonst hätte ich mich ja nicht darauf eingelassen. Ich wollte es so."

Er hatte aber auch kaum eine Wahl, schließlich hatte er nicht gerade viele Angebote vorliegen. Durch seine Leistungen in der letzten Zeit dürften aber auch wieder andere Teams auf Frentzen aufmerksam geworden sein. Nicht unbedingt McLaren, denen eine deutsche Sportzeitung diese Woche Frentzen als mögliche Lösung ihrer Probleme vorschlug. Aber Jaguar-Teamchef Niki Lauda schaut bestimmt, was jemand mit dem gleichen Motor im Auto macht.

Selbst Eddie Jordan, der Frentzen im vergangenen Jahr in einer bis heute rätselhaften Aktion plötzlich vor die Tür setzte, scheint inzwischen ins Nachdenken geraten zu sein. „Ich will zwar nicht direkt sagen, dass ich einen Fehler gemacht hätte, aber wenn die Situation heute noch einmal auftauchen würde, würde die Entscheidung vielleicht nicht mehr so fallen“, gab er jetzt zu. In der Sprache eines Eddie Jordan kommt das einer Entschuldigung sehr nahe. Vielleicht ein letzter Versuch, den anstehenden Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Fahrer - es geht noch um einige Millionen Euro Abfindung - doch noch außergerichtlich zu lösen.

„Das soll jetzt kein Hinweis an Heinz-Harald sein“, meinte Jordan ein bisschen zu betont deutlich, „aber an Gerichtsverfahren verdienen doch immer nur die Anwälte. Vielleicht kann man sich ja doch einmal gemeinsam an einen Tisch setzen und die Sache klären.“ Wogegen Frentzen bei einem guten Angebot sicher nichts einzuwenden hätte.

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