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Sport: Der Ernst des Spiels

Von Christoph Kieslich Köln. Wie steht es in Nürnberg?

Von Christoph Kieslich

Köln. Wie steht es in Nürnberg? Die Frage beschäftigte mehr als das mühselige Treiben zweier Mannschaften in Müngersdorf. Am Spielfeldrand nestelte Freiburgs Kotrainer Achim Sarstedt am Handy, und die Wasserstandsmeldungen aus dem Frankenstadion wollten nicht auf Entwarnung umschwenken. Was war mit Leverkusen los? 30 000 Menschen begannen zu ahnen, dass der Nachmittag kein gutes Ende nehmen würde. Der 1. FC Köln führte gegen den SC Freiburg, aber es zeichnete sich ab, dass es keinen Gewinner geben würde. In Nürnberg war schon Schluss, als Hellmut Krug das Spiel abpfiff und zwei Trauerfälle und ein Happy End festgestellt werden mussten. Der 1. FC Nürnberg hatte es geschafft, Köln und Freiburg waren auf einen Schlag abgestiegen.

Die Fassungslosigkeit war vor allem auf Freiburger Seite riesig, weil mit dem Sieg über Kaiserslautern noch einmal Hoffnung aufgekommen war. Niemand hatte damit gerechnet, dass sich die Sache schon am vorletzten Spieltag entscheiden könnte. Alle hatten mit Leverkusens Sieg in Nürnberg gerechnet. Selbst die Kölner, die mit dem Sieg ihr Schicksal hinausgezögert hätten.

Und so dauerte es lange, bis die beiden Trainer nach Spielende wieder aus den Kabinen herauskamen. Viele Tränen mussten getrocknet werden, bei den Freiburgern noch mehr als bei den Kölnern. „Es ist bitter – für uns und für den SC“, gab Friedhelm Funkel gefasst zu Protokoll. Zu theoretisch war die Chance für Köln gewesen, um noch große Niedergeschlagenheit nach diesem Spiel loszutreten, das Carsten Cullmann und Matthias Scherz mit ihren Toren entschieden hatten. Dagegen war bei aller Selbstkontrolle, die Volker Finke sich auferlegt hatte, zu spüren, wie groß das Leiden bei den Freiburgern war: „Der Moment des Abstiegs tut sehr weh“, sagte er, und er hatte feuchte Augen.

Das Spiel war das Spiegelbild einer Saison, die für die Freiburger im Europapokal begonnen hatte und dann einen desaströsen Verlauf nahm. Alexander Iaschwili musste bereits Anfang der Woche mit einer Bänderverletzung passen, was man aus taktischen Gründen nicht bekannt gab. Zur Halbzeit schied mit Adel Sellimi auch der zweite Stürmer verletzt aus. Als „Seuchenjahr“ (Manager Andreas Bornemann) werden die Freiburger die vergangene Saison einordnen.

Eher zu den Unzulänglichkeiten gehörte das – auch in diesem Fall vorentscheidende – erste Gegentor. Ein Kopfballtor nach einem ruhenden Ball – vor einem Jahr reklamierten die Freiburger noch eine hohe Resistenz in solchen Situationen. Die Sicherheit ist der Mannschaft abhanden gekommen. Auch ein elfmeterreifes Foul an Lewan Kobiaschwili wurde nicht geahndet, im Gegenzug fiel das 0:2. Womit die Waage zwischen Bevor- und Benachteiligung sich in diesem Spiel nicht mehr zugunsten des SC wenden wollte.

Trotz „verzweifelter Versuche“ (Finke) kippte das Spiel nicht mehr – weder in Köln noch in Nürnberg. Deshalb richtete Volker Finke auch als Erstes eine „faire Gratulation“ an Nürnberg. „Die haben es aus eigener Kraft geschafft, gegen eine Mannschaft, die Meister werden will." Trotzdem wollte in Freiburg bis zum Schluss niemand an den Abstieg glauben. Dabei war schon zur Winterpause eine „Riesen-Abstiegsgefahr“ (Bornemann) erkennbar. Doch da hatte Freiburg Vorsprung auf die noch schwächere Konkurrenz, „und vielleicht haben wir da die Gefahr unterschätzt“, vermutet Präsident Stocker. Nach einer Rückrunde mit der Bilanz von neun Punkten aus 16 Spielen findet sich der SC Freiburg nun in der Zweiten Liga wieder.

Die Freiburger Fans schwenkten zum Doppelabstieg ihre Fahnen und verabschiedeten ihr Team auf anständige Weise. „Wir steigen auf — und ihr kommt mit“, skandierten die Kölner Fans in einem Akt der Verbrüderung. „Wir haben eine gute Truppe“, sagte Finke, „und wir werden versuchen, diesen Abstieg zu korrigieren.“

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