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Sport: Der Erstrundenverlierer

Bei den US Open scheitert Rainer Schüttler bereits zum 16. Mal in diesem Jahr im Auftaktmatch

New York Andreas Seppi ist als Tennisspieler bisher noch nicht besonders aufgefallen. Seit 2002 ist er Profi, in der Weltrangliste belegt er lediglich Platz 138, und in seiner gesamten Karriere hat er bei ATP-Turnieren gerade zwei Matches gewonnen. Der dritte Erfolg gelang ihm am Dienstag bei den US Open in New York, bei denen er erst über die Qualifikation ins Hauptfeld gelangt ist. Seppi, ein 20 Jahre alter Italiener, hat in der ersten Runde den Deutschen Rainer Schüttler besiegt. Nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden hieß es 3:6, 4:6, 7:6, 7:6, 6:1 für den Außenseiter. Etwas Besonderes ist ein Sieg gegen Schüttler allerdings schon lange nicht mehr. Für den Deutschen war es im Jahr 2004 bereits die 16. Auftaktniederlage.

„Ich weiß nicht, wo die Gründe für mein verkorkstes Jahr liegen“, sagte Schüttler. Vermutlich im Kopf. Die Niederlage gegen Seppi erinnerte an den letzten Auftritt Schüttlers beim olympischen Turnier in Athen. Im Doppelfinale hatten er und Nicolas Kiefer vier Matchbälle hintereinander, um die Goldmedaille zu gewinnen. Die Deutschen vergaben alle vier Möglichkeiten und verloren anschließend das Match. Doch während Kiefer nach der Niederlage der großen Chance hinterherweinte, schien Schüttler einigermaßen gefasst zu sein. Auch gegen Seppi vergab der 28-Jährige im dritten Satz beim Stand von 6:5, 40:15 zwei Matchbälle. „Ich kann einfach kein Spiel mehr nach Hause bringen“, sagt Schüttler.

Im vergangenen Jahr war er noch der erfolgreichste deutsche Tennisprofi, der das Publikum vor allem durch seine Konstanz verblüffte. In diesem Jahr ist davon nichts mehr übrig geblieben. Bei den vier Grand-Slam-Turnieren überstand der Australian-Open-Finalist von 2003 nur in Wimbledon die erste Runde. Und auch bei den Olympischen Spielen von Athen scheiterte Schüttler im Einzel bereits in seinem Auftaktmatch.

„Er ist in den entscheidenden Situationen zu passiv gewesen“, sagte Patrik Kühnen, der Kapitän des deutschen Daviscup-Teams, nach der Niederlage gegen Seppi. Das unterscheidet den Schüttler 2004 vom Schüttler 2003. „Letztes Jahr bin ich selbst draufgegangen und bin belohnt worden“, sagt er. Gegen den Italiener aber versuchte Schüttler, seinen Gegner zu Fehlern zu verleiten. Das misslang.

Nach den jüngsten Misserfolgen muss Schüttler sogar um seinen Platz im Daviscup-Team bangen. Am letzten September-Wochenende spielt die deutsche Mannschaft in Bratislava gegen die Slowakei um den Wiederaufstieg in die Weltgruppe. Nach dem derzeitigen Eindruck müssten Nicolas Kiefer und Thomas Haas die beiden Einzel bestreiten. Für Schüttler bliebe – an der Seite von Kiefer – nur der Einsatz im Doppel.

„Irgendwie muss ich da rauskommen“, sagt Schüttler. „Ich werde mich nicht in mein Schicksal ergeben. Das habe ich noch nie getan.“ Schüttler hofft jetzt auf die Hallensaison. „Da spiele ich meistens gut.“ An eine Pause denkt er nicht. Im Gegenteil. Er startet in Peking, Wien, Madrid, Basel und Paris.

Irgendwie muss er in diesem Jahr ja an Spielpraxis kommen. Tsp

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