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Sport: Der Fall eines Saubermannes

Erst kürzlich sagte Dieter Baumann zum Fall der des Dopings überführten Marathonläuferin Uta Pippig, die bis heute ihre Unschuld beteuert: "Wer so etwas tut, sollte lebenslänglich gesperrt werden." Wer hätte da schon ernsthaft geglaubt, dass derselbe Baumann, der keine Gelegenheit ausließ, mit dem Finger auf andere zu zeigen, eines Tages selbst auf der Anklagebank sitzen würde.

Erst kürzlich sagte Dieter Baumann zum Fall der des Dopings überführten Marathonläuferin Uta Pippig, die bis heute ihre Unschuld beteuert: "Wer so etwas tut, sollte lebenslänglich gesperrt werden." Wer hätte da schon ernsthaft geglaubt, dass derselbe Baumann, der keine Gelegenheit ausließ, mit dem Finger auf andere zu zeigen, eines Tages selbst auf der Anklagebank sitzen würde. Nun hat es ihn also erwischt. Er wurde erwischt, als Heuchler entlarvt. Auch wenn die B-Probe noch aussteht, scheint daraus der größtmöglich anzunehmende Störfall, der Supergau nicht nur in der deutschen Leichtathletik, sondern im deutschen Sport zu werden.

Baumann war bis gestern eine Ikone des Antidopingkampfes. Bundesinnenminister Otto Schily hat sich vor der IOC-Antidopingkonferenz im März bei ihm sachkundig gemacht. DLV-Präsident Helmut Digel hat seinen schwäbischen Landsmann stets als leuchtendes Beispiel herausgestrichen. Diese Rolle genoss der Olympiasieger von 1992, der bei manchem als schlitzohrig und clever wie kein anderer deutscher Leichtathlet galt. In der Inszenierung seiner Rennen ebenso wie geschäftlich oder im Spiel mit den Medien. Baumann galt gleichermaßen als Glücksfall für den Sport wie für die Medien. Nun steht sein Name in einer Liste mit Krabbe, Christie und Ottey.

Gerade weil der Laufmillionär sich so exponiert für einen "sauberen Sport" engagierte und immer wieder andere attackierte, werden sich viele nun die Hände reiben. Jene, die sagen, ohne Doping sei die Weltspitze nicht mehr erreichbar. Jene, die eine Freigabe der Schnell- und Starkmacher unter ärztlicher Aufsicht fordern. Jene, die meinen, wenn schon der Vorkämpfer nicht sauber ist, dann ist doch der Leistungssport grundsätzlich verseucht.

Darin liegt die eigentliche Dimension des Falles: Nicht nur Baumanns Image ist unwiderbringlich dahin - der gesamte Sport hat Schaden genommen. National, weil das denen Argumente liefert, die eine Kürzung staatlicher Mittel fordern. Und damit zugleich den Schulsport- und Jugendsport einbeziehen. Auch international wird man den Deutschen ihren Anspruch als Vorläufer im Antidopingstreben nicht mehr abnehmen. Da bleibt nur eine Feststellung in Richtung Dieter Baumann: "Wer so etwas tut, sollte lebenslänglich gesperrt werden."

epo

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