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Sport: Der Formel 1 zu Füßen

Neue Veranstalter drängen nach – und Bernie Ecclestone kassiert

Sepang. Auch wenn er inzwischen nicht mehr Ministerpräsident ist, Mahatir Mohamad war wieder an der Rennstrecke. Schließlich ist er der Mann gewesen, der die Formel 1 einst im Alleingang nach Malaysia holte. Derzeit ist er zudem auch noch als Berater für den Staatkonzern Petronas zuständig, und der sponsert schließlich das Team des Schweizers Peter Sauber. Was lag also näher, als mit Anwesenheit zu glänzen? Schließlich eignet sich so ein Grand Prix in der Formel 1 bestens zur Selbstdarstellung. Sicher aber wollte der Ex-Regierungschef mit seinem Auftritt auch noch einmal ein Zeichen setzen für die heute in Malaysia stattfindenden Wahlen, bei denen die bisher unangefochtene Mehrheit seiner Partei überall nicht mehr unbedingt gesichert schien.

Malaysia war 1999 der Anfang, das nächste WM-Rennen in zwei Wochen in Bahrein basiert im Prinzip auf dem gleichen Konzept. Nur, dass es dort kein Ministerpräsident ist, der sein Land mit einem Formel-1-Grand-Prix auf der Weltkarte entsprechend positionieren möchte, sondern ein kleiner Familienclan von Scheichs, die in der Formel 1 ein passendes Mittel zur Selbstdarstellung sehen. Damit diese dann wie gewünscht funktioniert, sollen für den Grand Prix ein paar sonst gültige Regeln außer Kraft gesetzt werden. Selbst einige Vertreter der Organisation von Bahrein, die in Malaysia sind, geben zu, dass sie Angst davor haben, ob in diesem Jahr wirklich schon alles wie vorgesehen klappt. Der Zeitplan sei schon sehr eng gewesen. Zum Beispiel fehle es an Hotels. Die Lösung sollen Tages-Flugarrangements bringen, insbesondere für Interessierte aus den benachbarten Emiraten. Man geht davon aus, dass sich höchstens die Elite dieser Länder für Formel 1 interessiert.

Solche Probleme lassen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone unbeeindruckt. Der geschäftstüchtige Brite denkt nicht in erster Linie in Dimensionen von wahrem Faninteresse, von Zuschauern an der Strecke, wenn er die Zukunft der Formel 1 plant, sondern an Geld und Märkte. Bahrein, aber vor allem Länder wie China oder Indien sind für ihn die Macht der Zukunft. Ecclestone kalkuliert mit jenen wirtschaftlich aufstrebenden, weltweit Anschluss suchenden Staaten, die sich die Chance Formel 1 etwas kosten lassen. „Einen privaten Veranstalter zu finden, der heute noch das Risiko eingehen kann und will, einen Grand Prix zu finanzieren, wird immer schwieriger. Aber für einen Staat ist es doch eher ein Klacks, mal 200 Millionen Dollar zu investieren, wenn die Verantwortlichen dort die weltweite Werbewirksamkeit bedenken“, sagt er.

So fährt man bereits in dieser Saison am 26. September auch in Schanghai. „Die Chinesen bemühen sich wirklich, der Formel 1 in allen Belangen entgegenzukommen“, sagt die Fia-Pressedelegierte Agnes Kaiser. „Man spürt, dass ihnen etwas daran liegt, die Formel 1 in ihrem Land und damit auch sich selbst entsprechend zu promoten.“ Aber China ist nicht das letzte Land auf der Kandidatenliste, für die sich Ecclestone als mögliche Ausrichter interessiert – und sie sich für ihn. Für 2005 geht er von einem Grand Prix in der Türkei aus, für 2007 möglicherweise von einem Rennen im indischen Mumbai.

Daran, dass dieses Konzept funktionieren wird, besteht für ihn kein Zweifel. Er erwartet, dass weltpolitisch und wirtschaftlich sowieso Asien innerhalb der nächsten zehn Jahre Europa und die USA an Bedeutung überholen wird. Die Frage, ob die Formel 1 über den kurzfristigen Neuheitseffekt hinaus als Werbeträger in Ländern und Kulturen funktionieren kann, in denen sie keine Tradition und keine breitere Akzeptanz hat, stellt er dabei nicht. Warum auch, solange es genügend Staaten gibt, die sich erst einmal ihm und der Formel 1 zu Füßen legen.

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