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Sport: Der Frühlingskredit

Mit einer 35-Millionen-Anleihe will Hertha BSC seine Finanzen neu ordnen

Berlin - Es werden nur wenige Unterschriften sein, aber sie werden die Geschicke von Hertha BSC in den nächsten zwei Jahrzehnten mitbestimmen. Bei Banken aus Deutschland und dem Ausland will Hertha bald eine Anleihe in maximaler Höhe von 35 Millionen Euro auflegen. Vermittelt wird das Geschäft vom Londoner Finanzmakler Stephen Schechter, der auch anderen Klubs aus der Fußball-Bundesliga und aus europäischen Ligen schon Anleihen vermittelt hat, etwa dem FC Schalke 04.

Mit diesem Geschäft werden sich die Berliner einiger Sorgen entledigen. Als Hertha vor einem halben Jahr in einem Verkaufsprospekt über seine Finanzen Auskunft geben musste, räumte die Klubführung sogar eine angespannte Liquidität ein. „Das Problem an einem solchen Prospekt ist, dass man eigentlich keine Chancen aufzeigen darf, aber alle Risiken darstellen muss“, sagt Herthas Geschäftsführer Ingo Schiller. Ins Gerede gekommen waren die Finanzen der Berliner außerdem, weil der Klub sich bei der Verlängerung von Sponsoren- und Vermarktungsverträgen gleich einen Großteil der Vertragssumme auszahlen ließ, um die Kassenlage zu entspannen. Solche so genannten „Signing Fees“ seien jedoch ein übliches Verfahren, sagt Schiller.

Mit der Anleihe kann Hertha seine Finanzen nun neu ordnen. Viel Zeit werden sich die Berliner dafür nicht mehr lassen. Denn die Zinsen werden in diesem Jahr steigen. Experten erwarten, dass die Europäische Zentralbank in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen anheben wird. Bis dahin will Hertha den Handel auf jeden Fall abgeschlossen haben.

Die 35 Millionen Euro sind für den Berliner Fußballklub genügend Geld, um sich zwei große Wünsche zu erfüllen. Zum einen möchten die Berliner ein Vereinszentrum bauen. Auf dem Gelände neben der Geschäftsstelle sollen darin ein Profitrakt und eine Gaststätte untergebracht werden, vielleicht auch ein Vereinsmuseum. 15 Millionen Euro hat die Klubführung dafür veranschlagt. Mit dem Vereinszentrum will der Klub die Atmosphäre auf dem Olympiagelände mehr in seinem Sinne gestalten.

Der andere große Wunsch ist finanzielle Sicherheit. Im vergangenen Jahr sind die Schulden von 16,8 auf 18,95 Millionen Euro gestiegen. „Die Vereine der Deutschen Fußball-Liga haben 700 Millionen Euro Schulden. Im Vergleich zu anderen Klubs haben wir nur einen Schuldenhügel“, sagt Herthas Manager Dieter Hoeneß. Doch bei den Laufzeiten der Verbindlichkeiten sieht Hertha BSC Handlungsbedarf, und Ingo Schiller sagt daher: „Unser Ziel ist es, die kurz- und mittelfristigen Verbindlichkeiten in langfristige umzuwandeln. Es geht nicht darum, damit Spieler zu verpflichten.“

Der FC Schalke 04 ließ sich von Schechter eine Anleihe in Höhe von 85 Millionen Euro vermitteln und verpfändete dafür seine Zuschauereinnahmen für die nächsten 24 Jahre. Bei Hertha ist eine Laufzeit von 17 Jahren im Gespräch. Um die Finanzen seines Klubs macht sich Schiller keine Sorgen. Die Bauphase des Olympiastadions sei für den Verein sehr belastend gewesen. „Aber die Einnahmemöglichkeiten sind durch das fertige Stadion deutlich gestiegen.“

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