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Sport: Der Frust nimmt kein Ende

Nach dem Ausscheiden aus dem Uefa-Cup verliert Borussia Dortmund in Rostock mit 1:2

Rostock. Den Jubel der Rostocker Fans wollten sich die Herren nicht auch noch antun. Drei Minuten vor dem Abpfiff strich sich Dortmunds Manager Michael Meier durchs Haar, zog seinen Mantel zurecht und verschwand mit Gerd Niebaum, dem Präsidenten, aus der eisigen Kälte des Rostocker Ostseestadions. Was für eine Frustration, seit Wochen schon, Tag für Tag. Nimmt das denn nie ein Ende?

Drei Minuten vor dem Abpfiff also war es wieder passiert. An der Mittellinie verlor erst Lars Ricken sein Kopfballduell, dann dessen Kollege Christian Wörns, am Ende erstarrte Guy Demel im Strafraum – und Hansas Stürmer Martin Max konnte den Ball zum 2:1 ins Tor schießen. Dabei blieb es, die Fans von Hansa Rostock durften über den dritten Sieg in Folge jubeln. Und was bleibt Dortmund? „Ich will nicht viel sagen“, sagte Trainer Matthias Sammer mit leiser Stimme. „Ich denke, für uns geht es jetzt darum, wenigstens die beiden nächsten Heimspiele zu gewinnen.“

So weit ist es also schon gekommen, Dortmund galt mal als Kandidat auf die Meisterschaft, jetzt wäre der Klub froh, wenn er bis zur Winterpause gegen Hertha und Kaiserslautern punktet. Aber was soll Sammer auch sagen, nur drei Tage nach dem peinlichen Ausscheiden im Uefa-Cup?

Man versteht seinen Frust, wenn man nur einen Blick auf die Dortmunder Ersatzbank wirft. Da war gestern in Rostock reichlich Platz, so viele Spieler sind verletzt. Diejenigen, die da noch saßen, trugen Namen wie Markus Brzenska oder Guillaume Warmuz. Um elf Männer auf den Platz schicken zu können, musste Sammer gestern auf die Herren Guy Demel und Sahr Senesie, einen 18-Jährigen, zurückgreifen. Bei so viel Unerfahrenheit waren Fehler keine Überraschung. Um für ein bisschen Koordination zu sorgen, musste Stefan Reuter auf einer Position spielen, die es im deutschen Fußball seit einigen Jahren eigentlich nicht mehr gibt. Reuter wirkte als Libero.

Natürlich haben die Rostocker gekämpft und die Dortmunder clever gestört. Aber gegen eine Mannschaft wie den BVB in derzeitiger Verfassung hätte auch ein Zweitligist eine Chance. Es war nicht nur die katastrophale Zuordnung beim 2:1 durch Max drei Minuten vor dem Abpfiff, schon das Führungstor der Rostocker nach knapp einer Stunde sah ähnlich kurios aus: Von der Strafraumgrenze drosch Razundara Tjikuzu den Ball aufs Tor, der Schuss wurde abgefälscht, die Dortmunder liefen verwirrt umher, irgendwie landete der Ball bei Max: 1:0.

Zumindest Einsatz zeigten die Dortmunder Spieler wieder. So erzielte Ewerthon nach 66 Minuten den Ausgleich. Für einen Moment war da Freude zu erkennen bei all den Dortmundern, bei Niebaum und Meier auf der Tribüne, bei Sammer auf dem Platz. Am Ende aber war alles wie immer.

André Görke

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