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Sport: Der geheime Investor

Hertha werden acht Millionen in Aussicht gestellt, aber geschenkt bekommt sie der Klub nicht

Berlin - Irgendwie musste Herthas Finanzchef Ingo Schiller an Weihnachten denken – und an Ostern. Für den 45 Jahre alten Betriebswirt dürfte gestern der seltene Fall des Zusammentreffens beider Feierlichkeiten auf einen Tag eingetreten sein. Dazu muss man wissen, dass der von ihm mitverantwortete Verein in den Genuss von viel Geld gekommen ist. Genauer gesagt, kommen wird. Acht Millionen Euro werden dem wirtschaftlich angeschlagenen Zweitligisten zufließen. Einfach so, per Banküberweisung. Und das ist schon deshalb gut, weil so etwas sehr, sehr selten passiert.

Das letzte Mal, als Hertha eine größere Gutschrift auf der Habenseite verbuchen konnte, liegt gut acht Jahre zurück. Damals zahlte der FC Bayern München etwas mehr als neun Millionen an Hertha. Das war die für einen Wechsel festgeschriebene Ablösesumme für den früheren Spieler Sebastian Deisler. Seitdem krebst Hertha mehr oder minder defizitär durch die Geschäftsjahre. Derzeit ächzt der Klub unter einer Schuldenlast von fast 38 Millionen Euro und einem negativen Eigenkapital von 6,5 Millionen.

Mitte März müssen jene Unterlagen bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eingereicht sein, die darüber entscheiden, ob Hertha eine Lizenz für die kommende Spielzeit erhält. Der Berliner Klub, der vom zweiten Tabellenplatz aus am kommenden Montag in die Rückrunde der Zweitligasaison startet, wird für beide Ligen Unterlagen einreichen. Niemand weiß im März, ob Hertha in der Spielzeit 2011/12 in der Bundesliga oder aber ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga spielt. Besonders deshalb ist die Nachricht von den in Aussicht stehenden acht Millionen Euro so gut für Hertha.

„Das ist eine Meilenstein“, sagte Schiller dem Tagesspiegel. „Das erhöht die Sicherheit und wird die Planungen für die kommende Saison ernorm erleichtern.“ Wie zu erfahren ist, kann die Summe als „Eigenmittelzufluss“ gehandhabt werden. Das heißt, es handelt sich um frisches Kapital, das dem Verein zufließt. Allerdings sind die Verträge noch nicht unterzeichnet, weshalb Hertha keine weiteren Angaben über Namen, Inhalte und Bedingungen machen will. Sollte es so kommen wie geplant, dann wird Hertha diese Summe „vollumfänglich“ zur Reduzierung der Verbindlichkeiten einsetzen, wie Schiller gestern sagte.

Für Hertha BSC ist der Deal von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem für den Fall, dass die Berliner den angestrebten Aufstieg im Mai nicht schaffen sollten. Für diesen Fall würden massive Einschnitte für die kommende Saison drohen. Zudem dürfte es der DFL leichter fallen, den Berlinern trotz eines Nicht-Aufstiegs eine Lizenz zu erteilen. Eine der Bedingungen der DFL lautet, dass sich das negative Eigenkapital zu verkleinern hat.

Das neunköpfige Präsidium Herthas hat diesen Deal bereits zugestimmt. Bis zum 15. März, dem Abgabetermin der Lizenzunterlagen bei der DFL, wird der Vertrag über die acht Millionen Euro unterschrieben sein. „Spätestens“, sagt Schiller. Denn dann kann Hertha diesen Zufluss für die kommende Spielzeit noch geltend machen. Bis zum 31. Dezember 2011 muss das Geld geflossen sein – bis dahin hat Hertha auch Zeit, die Auflagen der DFL zu erfüllen.

Herthas Finanzchef wollte zu den Details des Deals keine weitere Auskunft geben, sagte aber, dass es sich hierbei um „keine Schenkung“ handelt. Es steht allerdings außer Frage, dass ein Investor, eine Privatperson oder aber eine Gesellschaft, wie in diesem Fall, so viel Geld nicht ohne Gegenleistung bereit stellt. Wenn der Vertrag unterzeichnet ist, will Hertha Stellung beziehen.

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